Beda Venerabilis: De Temporum Ratione

Warum auch der Mond seinen Quadranten hat

Das Sonnenjahr zählt 365 Tage und sechs Stunden. Diese sechs Stunden sind ein Viertel (quadrans) eines Tages. Alle vier Jahre wird daher im Sonnenjahr im Februar ein Tag eingeschaltet. Dies verlängert naturgemäss auch das Mondjahr um einen Tag. Ist es ein Gemeinjahr, zählt es nun 355 Tage anstatt 354 Tage, ist es ein Schaltjahr, zählt es 385 Tage anstelle von 384 Tagen. Damit hat auch das Mondjahr seinen "Quadranten".

Im Mondjahr werden die Monate (Lunationen) nach dem Monat des Sonnenjahres benannt, in denen sie enden. Die Januarlunation hat immer 30 Tage, die Februarlunation 29 Tage, die Märzlunation 30 Tage. Der folgende Monat ist dann der Ostermonat zu 29 Tagen. In einem Schaltjahr (annus bissextilis) muss der zusätzliche Tag immer der Februarlunation zugerechnet werden, die dann 30 Tage zählt. Dies ist unabhängig davon, ob der Schalttag noch innerhalb der Februarlunation liegt oder ob er bereits in die Märzlunation fällt. So wie in einem Schaltjahr (anno bissextili) auf das Datum Sexto Kal. Martii zwei Wochentage fallen, z. B. Feria III (Dienstag) und Feria IV (Mittwoch), so hat dieses Datum auch zwei Mondtage, z. B. Luna III und Luna IV. Dieses Beispiel des Beda ist dem ersten Jahr des 19jährigen Zyklus entnommen. Die folgende Tabelle soll dies verdeutlichen:

Gemeinjahr			Schaltjahr
20. Feb	Luna XIX	VIII Kal. Mar.	20. Feb.	Luna XIX
21. Feb	Luna I	VII Kal. Mar.	21. Feb.	Luna XXX
22. Feb	Luna II	VII Kal. Mar.	22. Feb.	Luna I
23. Feb	Luna III	VII Kal. Mar.	23. Feb.	Luna II
24. Feb	Luna IV	VI Kal. Mar.	24. Feb.	Luna III
			25. Feb.	Luna IV
25. Feb	Luna V	V Kal. Mar.	26. Feb.	Luna V
26. Feb	Luna VI	IV Kal. Mar.	27. Feb.	Luna VI
27. Feb	Luna VII	III Kal. Mar.	28. Feb.	Luna VII
28. Feb	Luna VIII	II Kal. Mar.	29. Feb.	Luna VIII
1. März	Luna IX	Kal. Mar.	1. März.	Luna IX

Der 1. März hat immer seine angestammte Luna, unabhängig davon, ob im Februar ein zusätzlicher Tag eingeschaltet wurde oder nicht. Einzige Ausnahme von dieser Regel ist das 11. Zyklusjahr. Hier endet die Februarlunation erst am 2. März. Dieser Tag hat daher in einem Schaltjahr (anno bissextili) Luna XXX, ansonsten Luna XIX.

In einem Schaltjahr (anno bissextili) folgen daher immer drei volle Monate aufeinander. In den Zyklusjahren 8 und 19 sogar vier volle Monate, da hier vor dem Ostermonat noch ein Schaltmonat eingeschoben wird.

So klar und eindeutig seine Ausführungen bis hierhin sind, sein letzter Satz, in dem er anmerkt, den genauen Wert dieses "Quadranten" zu bestimmen, dazu bedürfe es noch eingehender Untersuchungen, verrät doch einige Unsicherheit. Beda geht in all seinen Ausführungen von einem idealen 19jährigen Zyklus aus. Rechnet man aber dem Mondjahr jedes Jahr noch sechs Stunden hinzu, kommt man am Ende des Zyklus auf 4 Tage und 18 Stunden. Dies ist dann kein idealer Zyklus mehr.