Beda Venerabilis: De Temporum Ratione

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LXII: Die Luna des Ostersonntags

In der letzten Spalte der Ostertabelle des Beda Venerabilis ist die Luna (das Mondalter) des Ostersonntags verzeichnet.

Beda betont hier noch einmal, dass für den Ostersonntag nur die sieben Tage Luna XV bis Luna XXI des ersten Monats in Frage kommen, die Zeit der ungesäuerten Bote nach 2. Moses 12, 18 - 19. [Im folgenden Kapitel geht er noch einmal auf den Unterschied zuwischen dem Passahfest und der Zeit der ungesäuerten Brote ein.] Es gilt die Regel: der erste Monat, der Ostermonat, ist derjenige, dessen Luna XV nach dem Aequinoktium liegt.

Beda sagt, er wiederhole dies so oft, da es immer noch Leute gäbe, die zum Beispiel Ostern am 26. März Luna XX feierten. Sie behaupten, niemand verbiete einen Ostersonntag am 26. März oder an Luna XX. Dies ist zwar grundsätzlich richtig. Da aber in einem Monat, in dem am 26. März Luna XX ist, der Vollmond bereits vor dem Aequinoktium liegt, ist dies nicht zulässig.

Gleiches gilt auch für folgende Daten:

22. März, Luna XVI
23. März, Luna XVII
24. März, Luna XVIII
25. März, Luna XIX
26. März, Luna XX
27. März, Luna XXI
28. März, Luna XXII

Häufig geschieht dies in Jahren, in denen sie am 1. Januar Luna XXV haben. Dies sind die Jahre mit der Goldenen Zahl 16.

Diese Stelle richtet sich wieder gegen Victorius, in dessen Ostertabellen durch eine Verlegung des "saltus lunae" in den Jahren 7 bis 19 des alexandrinischen Zyklus die Luna XIV paschalis eine Tag früher liegt als bei den Alexandrinern. Durch diese Massnahme konnte er in rund zwei Drittel aller Jahre erreichen, einerseits den römischen Vorschriften gerecht zu werden, Ostersonntag nur in den Tagen Luna XVI bis XXII zu feiern, andererseits den Wunsch Roms nach einheitlichen Ostern zu erfüllen, da in all diesen Jahren der Ostersonntag immer am gleichen Tag liegt, gleich ob man ihn nach den Tabellen des Victorius oder nach denen der Alexandriner berechnet.

Beda fährt dann fort: Noch schlimmer aber weichen sie von der Wahrheit ab in Jahren, in denen am 1. Januar Luna XXVII ist und sie den ersten Monat am 5. März beginnen lassen, so dass der Vollmond drei Tage vor dem Aequinoktium liegt. Man kann in diesen Jahren weder an Luna XV, XVI, XVII Ostern feiern, denn dies entspricht dem 19., 20. und 21. März, noch an den Tagen, die dem Aequinoktium folgen.

Hier spricht Beda den alten 84jährigen Osterzyklus Roms an, den Victorius im Vorwort zu seiner Ostertabelle selbst als Irrtum bezeichnet: "Adcrescit praeter eos aliud erroris genus, dum in regulis primi mensis, quo pascha dominicum celebrari statuunt, magna oritur utrisque contentio. Latini namque a tertio nonas martias ( 5. März) usque in quarto nonas apriles (2. April), diebus scuklicet viginti et XXIX observandum maxime censuerunt, ut quocumque eorum diae luna fuerit nata, et efficiat primi mensis initium" [ Prologus Victorii Aquitani ad Hilarum archidiaconum ]. Allerdings wurde in Rom in Hinblick auf die Forderung auf ein einheitliches Osterdatum mit Rücksicht auf Alexandria zumindest seit dem Beginn des 4. Jahrhunderts, also noch vor dem Konzil von Nikäa, der Ostersonntag nie vor dem 21. April angesetzt, Beda selbst weist in Kapitel LXI auf die Aussage des Victorius hin, in Rom sei Ostern nie am 20. März (oder früher) gefeiert worden.

vergleiche auch:
Der Osterzyklus des Victorius
Die Ostertabelle des Victorius

 

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