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N A. B Iranische Zeitrechnungen
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Gliederung zur Zusammenfassung dieses Artikels

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Die lunisolare Zeitrechnung im altiranischen Reich

Lunisolare Kalender waren im Altertum vorherrschend. Alle Länder des östlichen Mittelmeerraumes und des Orients mit Ausnahme von Ägypten nutzen diese Art der Zeitrechnung, so auch die Meder und die ihnen folgenden persischen Achämeniden. Das Neulicht, die erste Sichtung der schmalen Mondsichel nach Neumond, bestimmte den Anfang der Monate. Aus einer Reihe von Dokumenten in Keilschrift, darunter auch die bekannten dreisprachigen Inschriften der Felswand von Bisutun, sind die Bezeichnungen der altiranischen Monate erhalten:

  Altpersisch   elamisch babylonisch
IHadukannaš (Adukanaiša) Zikli Nissanu
IITurmat (Θuravaha) Zarpakim Ayyaru
IIISakurriziš (Θaigraciš) Hadar Simannu
IVKarmabataš (Garmapada) Hallime Du'uzu
VTurnabaziš Zillatam Abu
VIKarbašiyaš Belilit Ululu
VIIBekeyatiš (Bagayadiš) Manscharki Tašritu
VIIIMarkaschanaš Lankelli Arachsamna
IXHaschiyatiš Šibati Kisilimu
XHanamakaš (Anamaka) Šermi Tebetu
XISamiyamaš Kutmama Šabatu
XIIMiyakannaš (Viyaxana) Aššetupli Addaru
(Im folgenden werden die bekannteren babylonischen Bezeichnungen gebraucht.)

Schaltzyklen

Da nun zwölf Mondmonate ungefähr 11 Tage kürzer sind als ein Sonnenjahr, musste alle zwei oder drei Jahre ein Schaltmonat eingeschoben werden, damit sich die Monate nicht gegen die Jahreszeiten verschieben. Anfangs gab es keine festen Regeln. Wann eine Schaltung notwendig wurde erkannte man an der Beobachtung des Himmels und der Natur. Ein Keilschrifttext bezeugt dies für das Jahre 541 B.C., in dem auf kaiserlichen Befehl ein zweiter Monat Addaru geschaltet wurde.[ 1 ] Kurze Zeit später ging man zur Octoaeteris über, dem achtjährigen Schaltzyklus. 99 Monate, das sind 5 Gemeinjahre zu 12 Monaten und 3 Schaltjahre zu 13 Monaten entsprechen ungefähr 8 Sonnenjahre. Die Differenz beträgt nur 1 Tag und 14 Stunden. Im dritten Jahr der Herrschaft des Kambyses, begonnen am 21. März 527 B.C. (15. März gregorianisch), wurde ein zweiter Monat Ululu eingeschaltet. Als weitere Schaltjahre sind bezeugt die Jahre 524 und 522, jeweils mit einem zweiten Monat Addaru. 519 begann ein neuer gleichgearteter Zyklus von acht Jahren, ein dritter dann im Jahre 511.

   Schaltmonate 527 - 504
     527  Ululu          519   Ululu           511   Ululu
     526                 518                   510
     525                 517                   509
     524  Addaru         516   Addaru          508   Addaru
     523                 515                   507
     522  Addaru         514   Addaru          506   Addaru
     521                 513                   505
     520                 512                   504

Die Reform von 503 B.C.

Von besonderer Bedeutung ist das Jahr 503 B.C. Frühlingsanfang war in diesem Jahr am 27. März (21. März gregorianisch), Neumond war am 24. März gegen 16 Uhr Ortszeit Bagdad. Am Abend des 26. März war erstmals die Mondsichel im Nahen Orient sichtbar. Montag der 27. März war somit gleichzeitig Anfang des Sonnenjahres wie auch Jahresbeginn im lunisolaren Kalender. Der Zufall wollte es, dass auf diesen Tag auch der 1. Tag des Monates Kiyak fiel, des vierten Monats im ägyptischen Wandeljahr. Dieses Ereignis war Anlass grosser Kalenderreformen im Reich der Achämeniden.

Im lunisolaren Kalender wurde die Octoaeteris abgelöst durch den sehr viel genaueren 19-jährigen Zyklus. Es galt nun das folgende Schaltschema:

Z: Jahr im 19-jährigen Zyklus, beginnend mit 503/502 B.C.
S: Schaltmonat (U = Ululu; A = Addaru)

Z:1234567 8 910111213141516 171819
S:U A  A   A A  A   A  

Das Jahr 503/502, beginnend mit dem 27. März, entspricht einem 1. Zyklusjahr. Man kann natürlich immer streiten, mit welchem Jahr man einen derartigen Kreislauf beginnen lässt, und es mag überraschen, dass dieser Zyklus mit einem Schaltjahr beginnen soll. Dies hat jedoch einen besonderen Grund: In jedem ersten Zyklusjahr fällt dadurch der 1. Nissanu recht genau auf den Tag des Äquinoktiums, also auf den frühestmöglichen Zeitpunkt, während in allen folgenden Jahren der Jahresbeginn immer nach diesem Datum liegt.

Es gab allerdings noch eine kleinere Unstimmigkeit im ersten Zyklus. Das 3. Zyklusjahr war ein Gemeinjahr, erst nach dem 4. Jahr wurde ein zweiter Monat Addaru eingefügt. Weitere Abweichungen traten ein in den Jahren 446/445 und 427/426, beides erste Jahre eines Zyklus. Anstelle eines zweiten Ululu wurde in diesen Jahren ein zweiter Addaru geschaltet. In den Jahren 464 B.C. bis 409 lag somit der Schaltmonat immer am Ende des Jahres kurz vor dem Frühlingsäquinoktiums. Hier scheinen sich Einflüsse des altpersischen Sonnenkalenders, über den noch zu sprechen sein wird, durchgesetzt zu haben. Im darauf folgenden Zyklus, beginnend mit dem Jahr 408/407 trat noch einmal eine Abweichung auf. Anstelle des 6. Zyklusjahres (403/402) war bereit das 5. Zyklusjahr (404/403) ein Schaltjahr.[ 2 ]

Die Zählung der Jahre

Im alten iranischen Kalender wurden die Jahre nach den Regierungsjahren der Regenten gezählt. Gleich wie in Ägypten wurde dabei das Jahr des Regierungsantritts eines Herrschers, das identisch ist mit dem letzten Jahr seines Vorgängers, das "Jahr der Thronbesteigung" (neupersisch: sal-i dschulus) genannt. Das erste Jahr des neuen Herrschers begann dann mit dem auf die Thronbesteigung folgenden Neujahrstag. Bisweilen gab es auch konkurrierende Zählungen. So rechnete man im Iran die Regentenjahre des Kambyses beginnend mit seiner Thronbesteigung im Jahre 530 B.C., in Ägypten jedoch zuweilen auch erst mit dem Jahr der Eroberung dieses Landes durch die Perser im Jahre 525.

Nach der Eroberung des Iran durch Alexander und seinem frühen Tod begann die Herrschaft der Seleukiden. Der lunisolare Kalender blieb grundsätzlich unverändert, mit dem ersten Regenten dieser Dynastie Seleukos Nikator begann jedoch eine neue Zählung der Jahre, die auch unter seinen Nachfolgern beibehalten wurde. Diese Zeitrechnung beginnt mit dem auf die Eroberung Babylons durch Seleukos folgenden Jahresbeginn, zum einen nach griechischem Vorbild mit Jahresanfang im Herbst, zum anderen nach babylonisch-iranischem Vorbild mit Jahresanfang im Frühjahr. So kam es zu zwei unterschiedlichem Kalendern, die sich um sechs Monate unterscheiden. Ausgangspunkt der seleukidischen Ära wurde in den westlichen Provinzen der 1. Tašritu (7. Oktober) des Jahres 312 B.C., für die Monate wurden in der Regel die griechischen Namen herangezogen. In den östlichen Provinzen hingegen beginnt diese Zeitrechnung mit dem 1. Nissanu (3. April) des Jahres 311 B.C., hier herrschten die babylonischen Monatsnamen vor. Diese seleukidische Ära war für lange Zeit im Orient vorherrschend.

Im Iran wurde unter den Arsakiden eine eigene Jahreszählung eingerichtet. Sie unterscheidet sich von der seleukidischen Ära um genau 64 Jahre, das Jahr 1 der arsakidischen Ära entspricht dem Jahr 65 der seleukidischen Ära. Die Sassaniden rechneten dann wieder nach den Regierungsjahren der Herrscher, nach der Islamisierung verbreitete sich die Zählung nach der Hidschra des Propheten.


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Der altiranische Kalender

Der altavestische Kalender

Neben diesem im gesamten Reich verbreiteten offiziellen Staatskalender gab es gleichzeitig auch einen eigenen iranischen Kalender, der sich im Osten des Reiches, dem eigentlichen iranischen Kerngebiet und der Heimat der Zaroastrier, entwickelt hatte. Die Anfänge dieser Zeitrechnung verlieren sich im Dunkel der Geschichte.

Die älteste noch sehr unentwickelte Zeitform der Menschheit war wohl ein Jahr von 360 Tagen. Spuren eines solchen "Rundjahres"[ 3 ] finden sich in zahlreichen Zeitrechnungen, so auch im alten Babylon. Die Entwicklung des babylonische Sexagesimalsystem und die Erkenntnisse in der Astronomie beeinflussten sich gegenseitig. So wird weithin angenommen, das babylonische Zahlensystem sei auf astronomische Beziehungen zurückzuführen.[ 4 ] Die alten Ägypter kannten ebenfalls diese Jahrform, wie eine Inschrift in Tani zeigt. In ihr heisst es, es sei "später üblich geworden, die fünf Epagomenen hinzuzufügen."[ 5 ] Im Zusammenhang mit der Einführung der fünf Zusatztage erzählt Plutarch, Kronos (Seb) und Rhea (Nut) hätten heimlich miteinander verkehrt. Die Sonne aber verfluchte Rhea, dass deren Kinder weder in einem Monat noch in einem Jahr geboren werden sollten. Hermes (Thopt) als Vermittler würfelte mit Selene, gewann ihr von jedem Tag des 360-tägigen Jahres den 72. Teil ab und bildete daraus 5 Tage, die hinter den 12 Monaten angehängt wurden. So wurde das Mondjahr verringert auf 355 Tage, das Sonnenjahr hingegen verlängert auf 365 Tag.[ 6 ] In anderen Teilen der Welt, so auch in China, gibt es ebenfalls Anzeichen für eine alte Jahrform von 360 Tagen.

Die deutlichsten Hinweise auf ein Rundjahr finden sich bei den Indern und Iranern. Die vedischen Schriften kennen nur ein Jahr von 360 Tagen,[ 7 ] und in den Schriften der Zaroastrier gibt es eine Vielzahl von Stellen, die von einer derartigen Jahrform berichten. Sogar von einem gemeinsamen "arischen" Kalender der Inder und Perser wird zuweilen ausgegangen.[ 8 ] Man kann sicher sein, dass das älteste Kalenderjahr der Iraner ein Sonnenjahr von 360 Tagen gewesen ist. Dieser Kalender war schon vor dem Wirken Zarathustras in Gebrauch, wie die Tatsache beweist, dass die Tage teilweise nach Genien benannt wurden, die in der zaroastrischen Religion nicht mehr auftauchen.[ 9 ] Die Zaroastrier übernahmen eine bereits vorhandene Zeitrechnung und passten sie ihren Riten an.

Biruni schreibt, er habe gehört, dass die Pischdadiyan, jene erste Dynastie der Perser, die die gesamte Welt beherrschten, das Jahr zu 360 Tagen zählten und jeden Monat zu 30 Tagen ohne jegliche zusätzliche Hinzufügung oder Hinwegnahme von Tagen. Alle sechs Jahre schalteten sie einen Monat ein, den sie "Schaltmonat" nannten. Alle 120 Jahre wurden zwei Monate eingeschaltet, der eine, um die fünf Zusatztage zu berücksichtigen, der andere um das Viertel eines Tages zu berücksichtigen. Dieses Jahr hielten sie in hohen Ehren und nannten es "gesegnetes Jahr". In ihm widmeten sie sich vornehmlich der göttlichen Verehrung und der öffentlichen Wohlfahrt.[ 10 ]

Dieser von Biruni im Jahre 1000 A.D. beschriebene älteste persische Kalender wird in der Regel in der Literatur als alt-avestisch (Old-Avestan calendar) bezeichnet. Er hätte eine erstaunliche Genauigkeit gehabt:

   120 Jahre zu 12 Monaten:                                            1440 Monate
   alle 6 Jahre ein Schaltmonat zum Ausgleich der fehlenden fünf Tage:   20 Monate
   1 Schaltmonat zum Ausgleich von 6 Stunden pro Jahr                     1 Monat

120 Jahre entsprechen 1461 Monaten zu 30 Tagen, das Jahr hat somit im Durchschnitt 365.25 Tage.

Das ausgeklügelte Schaltschema, das hier beschreiben wird, ist natürlich ein Erklärungsversuch aus viel späterer Zeit, wahrscheinlich von Biruni selbst entworfen. Da nun aber ein Kalenderjahr von 360 Tagen innerhalb einer Generation alle Jahreszeiten durchläuft, andererseits die Jahrpunkte (Gahanbar) und die Festtage im Zusammenhang mit den Jahreszeiten stehen, dürfte es irgendeine Art von Schaltung geben haben. Am wahrscheinlichsten ist, dass man das Erwachen der Natur zu Ende des Winters beobachtete und auf Anweisung der obersten Priester jedesmal dann einen Schaltmonat einschob, wenn die Saat noch nicht genügend gereift war. Dies geschah alle fünf bis sechs Jahre. Ähnliches ist bekannt von anderen frühen Zeitrechnungen, so auch vom Kalender der Juden zur Zeit Christi.

Der altpersische Kalender zur Zeit der Achämeniden

Da nun der ältesten iranischen Zeitrechnung ein Rundjahr von 360 Tagen zugrunde lag, dem spätere zaroastrische Kalender hingegen ein Wandeljahr zu 365 Tagen, müssen irgendwann einmal dem ursprünglichen Rundjahr fünf Zusatztage hinzugefügt worden sein. Wann dieser Wechsel stattgefunden hat und wie dann diese Zeitrechnung aussah, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Grund dafür liegt ganz einfach darin, dass es über den iranischen Kalender in vorislamischer Zeit kaum Unterlagen gibt. Gut dokumentiert ist diese Zeitrechnung erst seit Untergang des Reiches der Sassaniden (229 - 632 nach Christus).

Die wichtigsten schriftlichen Quellen zum altpersischen Kalender stammen von islamischen Wissenschaftlern. Unter ihnen ist an erster Stelle der bereit erwähnte Biruni mit seinem im Jahre 1000 nach Christus geschriebenem Werk "al-Athar"[ 11 ] zu nennen. 30 Jahre später, in seiner Schrift "al qanun al Masud"[ 12 ] korrigiert und verbessert er sich teilweise. Zu den von ihm und auch von weiteren islamischen Autoren verfassten Arbeiten treten die in mittelpersischer Sprache geschriebenen religiösen Schriften der Zaroastrier hinzu, vor allem Denkart und Bundahischn. In einzelnen Passagen reichen die Ursprünge dieser Überlieferungen zwar weit in die Vergangenheit zurück, zusammengestellt wurden sie aber erst nach Ende des Sassanidenreiches, teilweise erst nach 1100.[ 13 ] Dieser Mangel an zeitgenössischen Quellen führte zu einer Vielzahl sich widersprechender Thesen bezüglich der iranischen Zeitrechnung vor der Islamisierung dieses Landes.

Es gibt jedoch eine Möglichkeit, den Kalender zur Zeit der Achämeniden eindeutig zu rekonstruieren, nämlich der Vergleich mit der Zeitrechnung benachbarter Völker, insbesondere der Armenier, der Soghdier und der Chorazmier. Deren Zeitrechnungen sind untereinander absolut identisch. Ihre Kalender müssen daher aus einer Zeit stammen, da sie noch in einem gemeinsamen Staat lebten. Dies war nur während der Herrschaft der Achämeniden der Fall. Später waren sie räumlich und kulturell so weit voneinander entfernt, dass eine gegenseitige Beeinflussung in Kalenderfragen ausgeschlossen werden kann. Die Zeitrechnungen der Armenier, Soghdier und Chorazmier spiegelt also den altpersischen Kalender zu Ende der Achämenidenzeit wider.[ 14 ]

Aus diesem Vergleich geht nun eindeutig hervor: Dem persischen Kalender zur Zeit der Achämeniden lag ein Sonnenjahr von 365 Tagen zugrunde, unterteilt in 12 Monate zu je 30 Tagen und fünf Zusatztagen, den Epagomenen, die dem 12. Monat folgten. Es fanden keinerlei Schaltungen statt. Im Vergleich zu dem zaroastrischen Kalender zu Ende der Sassanidenzeit war die Zeitrechnung im Reich der Achämeniden um fünf Tage verschoben. Bei einer späteren Korrektur müssen diese Tage aus dem Kalender herausgefallen sein.

Der Aufbau des altpersischen Jahres

Die Namen der Monate und die Bezeichnungen der Tage im Monat - eine Besonderheit des iranischen Kalenders - sind überliefert, die modernen Namen lassen sich über das Mittelpersische direkt bis ins Altpersische zurückverfolgen.

Sie lauten (in ihrer heutigen Form):
 1 Farwardin  ﻦﻳﺩﺭﻭﺮﻓ
 2 Ordibehescht  ﺖﺸﻬﺒﻳﺩﺭﺍ
 3 Chordad  ﺩﺍﺩﺮﺧ
 4 Tir  ﺮﻴﺗ
 5 Mordad  ﺩﺍﺩﺮﻣ
 6 Schahriwar  ﺭﻮﻳﺮﻬﺷ
 7 Mihr  ﺮﻬﻣ
 8 Aban  ﻥﺎﺑﺁ
 9 Azar  ﺭﺫﺁ
 10 Dey  ﻯﺩ
 11 Bahman  ﻦﻤﻬﺑ
 12 Esfand  ﺪﻨﻔﺳﺍ
   Pandsche  ﻪﺠﻨﭘ
Die fünf Zusatztage werden als Gatha -Tage bezeichnet. Später werden sie häufig auch nur als "die Fünf" [Pandscheh] bezeichnet, zuweilen auch mit dem arabischen Wort "mustaraqa", wörtlich "gestohlen", im Persischen dann wiedergegeben als "ruzha-ye duzdideh".

Die Namen der Tage im Monat lauten (in ihrer heutigen Form):
 1  Hormuz  ﺯﻣﺮﻫ  16  Mehr  ﺮﻬﻣ
 2  Bahman  ﻦﻤﻬﺑ  17  Sarosch  ﺵﻭﺮﺳ
 3  Ordibehescht  ﺖﺸﻬﺒﻳﺩﺭﺍ  18  Raschn   ﻦﺷﺭ
 4  Schahriwar  ﺭﻮﻳﺮﻬﺷ  19  Farwardin  ﻦﻳﺩﺭﻭﺮﻓ
 5  Esfandarmuz  ﺬﻣﺭﺍﺪﻨﻔﺳﺍ  20 Bahram   ﻡﺍﺮﻬﺑ
 6 Chordad  ﺩﺍﺩﺮﺧ  21 Ram  ﻡﺍﺭ
 7 Mordad  ﺩﺍﺩﺮﻣ  22  Bad  ﺩﺎﺑ
 8 Dey be Azar  ﺭﺫﺎﺑﻯﺩ  23  Dey be Din  ﻦﻳﺪﺑﻯﺩ
 9 Azar  ﺭﺫﺁ  24 Din  ﻦﻳﺩ
 10 Aban  ﻥﺎﺑﺁ  25 Ird  ﺩﺭﺍ
 11 Chur  ﺭﻮﺨ  26 Aschtad  ﺩﺎﺘﺷﺍ
 12 Mah  ﻩﺎﻣ  27 Asman  ﻥﺎﻤﺳﺍ
 13 Tir  ﺭﻴﺗ  28 Zamyad  ﺩﺎﻴﻣﺯ
 14 Gusch  ﺵﻮﻛ  29 Marisfand  ﺪﻨﻔﺳﺍﺭﺎﻣ
 15 Dey be Mehr  ﺮﻬﻤﺑﻯﺩ  30 Aniran  ﻥﺍﺮﻴﻧﺍ

Die Gatha-Tage werden nach den fünf Gathas bezeichnet als: Ahunavaiti, Uschtavaiti, Spentamainyu, Vohuchschahthra und Vahischtoischti.
Bei Biruni sind noch eine Reihe weiterer Namen überliefert.[ 15 ]

Die Gahanbar

Eine weiter Besonderheit des altpersischen Kalenders sind die Gahanbar, Fixpunkte im solaren Kalender, die mit ursprünglich eintägigen, in der Zeit der Sassaniden dann fünf Tage dauernden Feierlichkeiten verbunden waren.

Die Namen der Gahanbar:
 I.: Maidhyazaremya (Frühlingsfest) ursprünglich 10. Ordibehescht, 40 Tage nach Nowruz
 II.: Maidhyoschema (Mittsommer, Sonnwende) ursprünglich 10. Tir
 III.: Paitisschhahya (Erntezeit) ursprünglich 25. Schahriwar
 IV.: Ayathrema (Sammeln des Viehs) ursprünglich 25. Mihr
 V.: Maidhyairya (Mittwinter, Sonnwende) ursprünglich 20. Dey
 VI.: Hamaspathmaedhya (Beginn der Feldarbeit)    ursprünglich am Jahresende [ 16 ]

Hinzu kommt noch Now-Ruz, das Neujahrsfest, am Tag des Frühlingsbeginns.

Durch diese Gahanbar wird das Jahr in feste Abschnitte von unterschiedlicher Länge unterteilt:
  I.: Maidhyazaremya (Frühling) - II.: Maidhyoschema (Sonnwende) 60 Tage
  II.: Maidhyoschema (Sonnwende) - III.: Paitisschhahya (Ernte) 75 Tage
  III.: Paitisschhahya (Ernte) - IV.: Ayathrema (Sammeln des Viehs) 30 Tage
  IV.: Ayathrema (Almabtrieb) - V.: Maidhyairya (Sonnwende) 80 Tage
 V.: Maidhyairya (Sonnwende) - VI.: Hamaspathmaedhya (Beginn der Feldarbeit) 45 Tage
 VI.: Hamaspathmaedhya (Beginn der Feldarbeit) - I.: Maidhyazaremya (Frühling) 75 Tage

Da die altpersische Zeitrechnung keine Schalttage kannte, verschob sich die Lage der Gahanbar im Laufe der Jahre gegenüber den Jahreszeiten.

Der Zeitpunkt des Übergangs vom Rundjahr zum Wandeljahr

Nun kann auf die Frage eingegangen werden, wann das alte Rundjahr zu 360 Tagen durch das soeben beschriebene Wandeljahr mit seinen 365 Tagen abgelöst wurde. Die Lehren Zarathustras hatten im Weltreich der Achämeniden schnell Verbreitung gefunden, ihre Zeitrechnung wurde zu einer Art zweiten Reichskalender neben dem lunisolaren Kalender, der weiterhin in Reichsangelegenheiten Anwendung fand. Auch nichtiranische Völker, auch Gruppen, die der Religion Zarathustras nicht sehr nahe standen, übernahmen diese Zeitrechnung. Dies machte eine Kalenderreform erforderlich, weg von den häufigen durch die Priesterschaft festgelegten Schaltungen hin zu einer klaren Zeitrechnung, in der Korrekturen nicht mehr oder nur noch ganz selten notwendig waren.

Konkrete Hinweise auf den Zeitpunkt dieser Kalenderreform gibt es nicht, sicher ist nur, dass sie irgendwann unter der Herrschaft von Darius (522 - 486) oder Xerxes (486 - 465) durchgeführt wurde. Rechnet man ausgehend von der Ära Yazdegard zurück und berücksichtigt man dabei den Ausfall der fünf Tage, so kommt man auf die Zeit um 480 vor Christus. In den Jahren 484 bis 481 fiel der Neujahrstag auf den Tag des Frühlingsäquinoktiums. Dies muss allerdings nicht der Zeitpunkt der Reform selbst gewesen sein. Der Übergang vom Rundjahr zum Wandeljahr durch Hinzufügung der fünf Epagomenen bedeutete einen grossen Einschnitt auch in die bisherige religiöse Praxis. Er ging sicher nicht ohne Probleme vonstatten. So war es zum Beispiel Sitte, beim Tode eines Menschen am gleichen Tag des Folgemonats seiner zu gedenken. In einem späten Text heisst es hierzu: "Wenn er (der Gerechte) in den fünf Gatha-Tagen stirbt, so soll als sein Monatstag im ersten Monat der genau 30 Tage später (d.h. 30 Tage nach dem betreffenden Gatha-Tag) fallende Tag gelten, in den anderen Monaten soll der Fravartin-Tag (der 19. Tag des Monats) gelten. Als Jahrestag soll sein eigener Tag (der Gatha-Tag) gelten.".[ 17 ] Als man sich zu einer Reform des Kalenders durchgerungen hatte, wartete man nicht noch Jahre oder Jahrzehnte ab, bis Neujahr wieder auf den Tag des Frühlingsbeginns fiel, sondern man setzte die Reform unverzüglich durch wobei man darauf achtete, dass die fünf neu eingeführten Tage möglichst in die Nähe des Äquinoktiums fielen. Hierdurch wurde die gewohnte Ordnung der Reihenfolge der Tage wie gezeigt in jedem Fall gestört werden, man versuchte aber mit Sicherheit, diese Störung so gering wie möglich zu gestalten. Da es über eventuelle Schaltungen im alten Wandeljahr keine Nachrichten gibt, kann man auch nicht wissen, in welcher Jahreszeit damals der Neujahrstag lag. So es überhaupt notwendig war, ihn zu verlegen, konnte dies nur durch die Einschaltung voller Monate geschehen. Aus diesem Grund kommt für die Einführung des Wandeljahres nicht nur die Zeitspanne von 484 bis 481 in Frage, die Reform konnte auch bis zu 60 Jahre früher oder später stattgefunden haben. Näher lässt sich dieser Zeitpunkt nicht eingrenzen.

Der Einfluss des altägyptischen Wandeljahres

Der altiranische Kalender gleicht in seinem Aufbau dem altägyptischen Wandeljahr. Es wird daher häufig die Meinung vertreten, die Iraner hätten einfach den ägyptischen Kalender übernommen. Vergleicht man allerdings den ägyptischen Kalender mit dem iranischen zur Zeit der Achämeniden und zur Zeit der Sassdaniden, so erkennt man doch grosse Unterschiede, wie die folgende Tabelle zeigt:

A.: Iranischer Kalender zu Ende der Achämenidenzeit
B.: Iranischer Kalender zu Ende der Sassanidenzeit
C.: Ägyptischer Kalender

A   B   C
(I) Farwardin  1 - 25   (I) Farwardin  6 - 30   (IV) Kijak  6 - 30 
(I) 26 - 30   (II) Ordibehescht  1 - 5   (V) Tubeh  1 - 5 
(II) Ordibehescht  1 - 25   (II)  6 - 30   (V)  6 - 30 
(II) 26 - 30   (III) Chordad  1 - 5   (VI) Amschir  1 - 5 
(III) Chordad  1 - 25   (III)  6 - 30   (VI)  6 - 30 
(III) 26 - 30   (IV) Tir  1 - 5   (VII) Barmahat  1 - 5 
(IV) Tir  1 - 25   (IV)  6 - 30   (VII)  6 - 30 
(IV) 26 - 30   (V) Mordad  1 - 5   (VIII) Barmudeh  1 - 5 
(V) Mordad  1 - 25   (V)  6 - 30   (VIII)  6 - 30 
(V) 26 - 30   (VI) Schahriwar  1 - 5   (IX) Beschnes  1 - 5 
(VI) Schahriwar  1 - 25   (VI)  6 - 30   (IX)  6 - 30 
(VI) 26 - 30   (VII)Mehr  1 - 5   (X) Bauneh  1 - 5 
(VII) Mehr  1 - 25   (VII)  6 - 30   (X)  6 - 30 
(VII) 26 - 30   (VIII) Aban  1 - 5   (XI) Ebib  1 - 5 
(VIII) Aban  1 - 25   (VIII)  6 - 30   (XI)  6 - 30 
(VIII) 26 - 30   Epagomene  1 - 5   (XII) Misra  1 - 5 
(IX) Azar  1 - 25   (IX) Azar  1 - 25   (XII)  6 - 30 
(IX) 26 - 30   (IX) 26 - 30   Epagomene  1 - 5 
(X) Dey  1 - 30   (X) Dey  1 - 30   (I) Tut  1 - 30 
(XI) Bahman  1 - 30   (XI) Bahman  1 - 30   (II) Babah  1 - 30 
(XII) Esfand  1 - 30   (XII) Esfand  1 - 30   (III) Hatur  1 - 30 
Epagomene  1 - 5   (I) Farwardin  1 - 5   (IV) Kijak 1 - 5 

Wie man sieht gibt es eine gewisse Übereinstimmung des ägyptischen Kalenders mit dem iranischen Kalender zur Zeit der Sassaniden. Unterschiedlich ist abgesehen vom Jahresanfang nur die Lage der Epagomenen und dadurch bedingt die Lage des neunten Monats Azar. Alle anderen Monate laufen parallel. Vergleicht man allerdings den ägyptischen Kalender mit dem iranischen Kalender jener Zeit, in der die Übernahme stattgefunden haben soll, so bieten sich nur wenig Gemeinsamkeiten. Sonnenjahre von 365 Tagen finden sich mehrfach, selbst im alten Amerika.[ 18 ] Der Übergang von einem Rundjahr zu einem Wandeljahr ist eine natürliche Entwicklung. Selbstverständlich war der ägyptische Kalender im Iran bekannt war, gehörte doch dieses Land seit Kambyses zum Reich der persischen Grosskönige. Er mag auch als Vorbild gedient haben. Von einer einfachen Übernahme des ägyptischen Kalenders kann aber auf keinem Fall die Rede sein.


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Der Kalender zur Zeit der Sassaniden

Der Zeitpunkt der Schaltungen

Fest steht, dass bei Einführung des Wandeljahres die Epagomenen am Ende des Jahres, also nach dem zwölften Monat Esfand standen, und dass wie oben ausgeführt, bis zum Ende des Reiches der Achämeniden keinerlei Schaltungen stattgefunden haben. In spätsassanidischer Zeit lagen nun die Epagomenen zwischen dem achten Monat Aban und dem neunten Monat Azar. Sie mussten also im Laufe der Jahrhunderte verschoben worden sein. Wann und wie dies im Einzelnen geschah ist umstritten.

Die letzte Korrektur des Kalenders vor dem Ende des Sassanidenreiches beschreibt Biruni ausführlich. Damals seien die Epagomenen um zwei Monate verschoben worden. Dies sei mit grossen Feierlichkeiten verbunden gewesen und man habe einen ungeheuren Aufwand betrieben. Diese Schilderungen sind so detailreich, dass an ihrem wahren Kern nicht gezweifelt werden kann[ 19 ]. Biruni setzt dieses Ereignis zuerst in seinem ca. im Jahr 1000 geschriebenen Werk "al Athar" in die Regierungszeit von Yazdagird I. (399 - 420), korrigiert sich dann aber selbst und schreibt 30 Jahre später im "al-Qanun", dies habe stattgefunden zur Zeit von Piruz (459 - 484)[ 20 ]. Gemeinhin wird das Jahr 461 angenommen[ 21 ]. Damals war, wie sich leicht aus der Ära Yaszdegards III. zurückrechnen lässt, der Neujahrstag bereits auf den 26. Januar zurückgewichen, Frühlingsanfang war am 19. März. Hätte man nur um einen Monat geschaltet und den Jahresanfang auf den 25. Februar verlegt, wäre Nowruz 22 Tage vor Frühlingsbeginn zu feiern gewesen. Man entschloss sich folgerichtig, um zwei Monate zu schalten und Nowruz auf den 27. März zu legen. Dies hatte zwei Vorteile. Zum einen lag dieser Tag näher am Frühlingsanfang, zum anderen passte sich der Kalender im Laufe der folgenden Jahrzehnte immer besser den Jahreszeiten an. Die Epagomenen lagen nach dieser Korrektur zwischen dem 8. Monat Aban und dem 9. Monat Azar.

Nun ist noch der Zeitpunkt der restlichen sechs Schaltungen zu klären. Eine Stelle im Denkart geht ausführlich auf die Schaltungen ein:

"Weil die religiösen Einrichtungen und Riten, die den Jahreszeiten angehören, aus der berechneten Jahreszeit herausgefallen waren - das heisst, sie sind an mehreren verschiedenen Jahreszeiten gefeiert worden - so wurden sie durch die Landesherren, die Vollstrecker der Befehle, zu den Jahreszeiten, zu denen sie von Natur gehören, zurückgeführt und in Übereinstimmung mit der Entwicklung der Pflanzen und der normalen Natur der Menschen gebracht.
Einschaltung eines Tages darf man nicht eher machen, als der Monat voll geworden ist; mehr als fünf Monate darf man nicht einschieben. Das ist die Vorschrift der heiligen Religion. Das ist dargestellt im Kapitel über Tage, Monate und Jahre."[ 22 ]

Diese Stelle legt nahe, dass wirklich einmal der Kalender um fünf Monate korrigiert wurde. Dies wäre dann mit grösster Wahrscheinlichkeit zu Beginn der Herrschaft der Sassaniden geschehen. In diesem Fall bliebe noch eine Korrektur des Kalenders um einen Monat übrig, die zur Zeit der Arsakiden hätte stattfinden müssen. Ähnlich wie zu Zeiten der Achämeniden war die offizielle Zeitrechnung damals lunisolar, übernommen von den Seleukiden aber mit eigener Ära weitergeführt. Daneben war der zaroastrische Kalender die eigentliche Zeitrechnung der Bevölkerung in weiten Teilen des Landes. Die ältesten Belege für diesen Kalender wurden bei Ausgrabungen in der parthischen Hauptstadt Nisa gefunden, sie stammen aus dem 1. Jahrhundert vor Chr. Es fehlen allerdings Paralleldatierungen mit anderen Zeitrechnungen, die über Einzelheiten des Kalenders Auskunft geben könnten .Wäre nun aber unter der Herrschaft der Parther eine Schaltung im Kalender durchgeführt worden, so hätte diese mindestens zwei Monate, gegebenenfalls auch vier oder fünf Monate umfassen müssen, lag doch am Anfang dieser Dynastie der 1. Farwardin bereits zwei Monate, zu ihrem Ende rund sechs Monate vor Frühlingsbeginn. Auch aus einem anderen Grund ist es recht unwahrscheinlich, dass unter den Parthern Korrekturen am Kalender durchgeführt wurden. Derartige Eingriffe in eine Zeitrechnung waren immer ein Privileg der Herrscher. Die oben zitierte Stelle aus Denkard bestätigt dies. Es ist kaum denkbar, dass parthische Herrscher in Abstimmung mit dem Obersten Priester der Zaroastrier eine Kalenderreform durchgeführt haben sollen. Dazu standen sie iranischen Vorstellungen zu distanziert gegenüber.

Dies änderte sich grundlegend, als sich im Jahre 226 Ardaschir feierlich krönen liess und den traditionellen Titel "Schahinschah" annahm. Die Herrschaft der Sassaniden läutete eine Renaissance altiranischer Traditionen ein. Die Religion der Zaroastrier wurde Staatsreligion und ihr Kalender Staatskalender. Da es in der bisherigen Zeitrechnung keine Schaltungen gegeben hatte, waren die Feier- und Festtage, die bestimmten Jahreszeiten zuzuordnen waren, "aus der berechneten Jahreszeit herausgefallen", wie es in der oben zitierten Stelle heisst. Der Kalender musste unverzüglich korrigiert werden. Am wahrscheinlichsten ist die Zeitspanne zwischen 230 und 240. Im Jahre 232 lag Nowruz Ende September.

Die Korrekturen des Kalenders

Die Anpassung des Kalenders war sicherlich kein leichtes Unterfangen. Zum einen sollten Nowruz und die anderen Festtage wieder in die jeweilige Jahreszeit fallen, zum anderen sollte der Ablauf der Monate und der Tage im Monat ungestört weiterlaufen. Dies schloss eine Schaltung um Tage oder Monate aus. Die Lösung war ebenso einfach wie wirkungsvoll. Man verlegte einfach die Epagomenen und brachte sie so nahe wie möglich an den Beginn des Frühlings. Hierzu musste man sie nur um sechs Monate verschieben vom Ende des Esfands an das Ende des Schahriwars. Die fünf Zusatztage, die Gatha-Tage, waren nach alter Sitte dem Andenken an die Seelen der verstorbenen Frommen, den fravašis, gewidmet.[ 23 ] Der fünfte Tag, der letzte Tag des Jahres, war der Tag des Abschiedsnehmens, die Seelen der Verstorbenen verliessen die Erde bevor der Morgen graute und das neue Jahr begann.[ 24 ] Der auf den fünften Gatha-Tag folgende Tag hatte daher Nowruz sein. Früher war dies der erste Farwardin, nach der Verlegung der Epagomenen nun der erste Mihr. Die Gahanbars wurden dadurch ebenfalls wieder an die passenden Stellen gelegt, denn die Abstände der jeweiligen Jahrpunkte untereinander waren vorgegeben. 40 Tage nach Nowruz lag Maidhyazaremya, das Frühlingsfest, die weiteren Gahanbar folgten in den überlieferten Abständen[ 25 ]. So brachte allein die Verschiebung der Epagomenen eine Verlagerung aller Fest- und Feiertage mit sich.

Die folgende Tabelle soll den theoretischen Ablauf dieser Reform verdeutlichen. Wann sie genau stattfand ist wie gesagt nicht bekannt, fest steht jedoch, dass dies unter der Regentschaft von Ardaschir Papakan gewesen sein muss. Im folgenden wird rein willkürlich das Jahr 233 nach Christus angenommen, um durch einen direkten Vergleich mit dem julianisch/gregorianischem Kalender den Ablauf besser darstellen zu können. Ebenso willkürlich wird eine Jahreszählung im zaroastrischen Kalender unterstellt, die es nie gegeben hat. Sie geht von einer Einführung dieser Zeitrechnung im Jahre 482 vor Christus aus. Im Jahre 232 a. Chr. n. (Frühlingsbeginn 21. März 10:21 Uhr) lag der Jahresanfang Ende September. Eine Schaltung um sechs Monate verlegte ihn auf den 28. März 233, also so nahe wie möglich an den Frühlingsanfang.

             religiös            bürgerlich            greg. Kal        JD
   713    1. Farwardin        1. Farwardin   713     30. Sep. 230   1805338 ---------
               :                    :                     :
          1. Esfand           1. Esfand              26. Aug. 231   1805668  365 Tage
          1. Epagomene        1. Epagomene           25. Sep. 231   1805698

   714    1. Farwardin        1. Farwardin   714     30. Sep. 231   1805703 ---------
                :                   :                     :
          1. Esfand           1. Esfand              25. Aug. 232   1806033  360 Tage
          1. Schaltmon I      1. Farwardin   715     24. Sep.       1806063 ---------
          1. Schaltmon II     1. Ordibe.             24. Okt.       1806093
          1. Schaltmon III    1. Chordad             23. Nov.       1806123
          1. Schaltmon IV     1. Tir                 23. Dez.       1806153
          1. Schaltmon V      1. Mordad              22. Jan. 233   1806183
          1. Schaltmon VI     1. Schahr.             21. Feb.       1806213
          1. Epagomen         1. Epago               23. März       1806243

   715    1. Farwar           1. Mihr                28. März       1806248   365 Tage
          1. Ordi.            1. Aban                27. April      1806278
          1. Chordad          1. Azar                27. Mai        1806308
          1. Tir              1. Dei                 26. Juni       1806338
          1. Mordad           1. Bahman              26. Juli       1806398
          1. Schahr           1. Esfand              25. Aug.       1806398
          1. Mihr             1. Farward     716     24. Sep. 233   1806428 ---------
          1. Aban             1. Ordibe              24. Okt.       1806458
              :                    :                  :

Der "bürgerliche" und der "religiöse" Kalender

Diese Reform führte nun zu der in der Literatur häufig beschriebenen Aufteilung der Zeitrechnung in zwei verschiedene Kalender. Da war zum einen der "bürgerliche" Kalender, die abgesehen von der Verschiebung ungestörte Weiterführung der bisherigen Zeitrechnung. Er wurde "rōč-vihēžakik" oder "ōšmurtīk" genannt. Daneben trat nun hinzu der "geschaltete" Kalender, der mit der Bezeichnung "vihēžakik" versehen war. Der Ausdruck "vihečakik" geht zurück auf das Verb "wihez, "to move" (intransitive), "to progress". Für das Nomen "vihečakik" ist sowohl die Bedeutung "intercalation" wie auch "movement" gesichert[ 26 ]. Die ursprünglich Bedeutung "Verschiebung" ist sicher angemessener, ob man nun aber von Schaltung oder von Verschiebung spricht ist letztendlich irrelevant, es ändert nichts an der Sachlage. Wie man aus obiger Tabelle ersehen kann ist der "religiöse" Kalender um sechs Monate - nach der zweiten Schaltung von 461 um acht Monate, verschoben gegenüber dem "amtlichen" Kalender, was man auch durch die Einschaltung von sechs beziehungsweise acht Monaten erklären kann. Er zeigt die Lage der Fest und Feiertage in der Form an, wie sie in den heiligen Schriften der Zaroastrier dargestellt wird. Seine Handhabung ist denkbar einfach: Gleich einer Schablone konnte er über den amtlichen Kalender gelegt werden. Wichtig war dabei nur, dass die Lage der fünf Gatha-Tage deckungsgleich war. Dann war die Benennung der Tage im Monat immer identisch, unabhängig davon, um wieviele Monate die Epagomenen jeweils verschoben waren, und man konnte mit einem Blick ablesen, an welchem Tag die Fest- und Gedenktage zu begehen waren. So war es nun für alle Zeiten möglich, durch eine einfache Verschiebung der Epagomen den Kalender an die Jahreszeiten anzupassen, ohne dass es irgendeiner weiteren Massnahme bedurft hätte. Eine genial einfache Lösung.

Die folgenden Tabellen sollen das Verhältnis von amtlichen und religiösen Kalender zu den verschiedenen Zeiten noch einmal verdeutlichen. Die römischen Zahlen stehen für die jeweiligen Monate:

Ursprüngliche Lage
Bürgerl. Kalender IIIIII IVVVI VIIVIIIIX XXIXII E IIIIII IVVVI
Relig. Kalender I II III IV VVI VIIVIII IX X XI XII E I IIIII IV V VI
Jahreszeiten Frühling Sommer Herbst Winter Frühling Sommer

Nach der Verschiebung der Epagomenen um sechs Monate ca. im Jahre 230 nach Chr.
Bürgerl. Kalender I IIIII IVVVI E VIIVIIIIX XXIXII IIIIII IVVVI E
Relig. Kalender VII VIIIIX X XIXII E III III IV V VI VII VIIIIX XXI XII E
Jahreszeiten Herbst Winter Frühling Sommer Herbst Winter

Nach der Verschiebung der Epagomenen um weitere zwei Monate ca. 461 nach Chr.
Bürgerl. Kalender I IIIII IVVVI VIIVIII E IX XXIXII IIIIII IVVVI
Relig. Kalender V VIVII VIII IXX XIXII E I II III IV V VIVII VIIIIX X
Jahreszeiten Sommer Herbst Winter Frühling Sommer Herbst W.

Es soll noch einmal betont werden, dass allein der hier "amtlich" oder "bürgerlich" genannte Kalender für Datierungen genutzt wurde.

Der Ausfall von fünf Tagen

Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Reform zu Beginn der sassanidischen Herrschaft im amtlichen Kalender keinerlei Schaltung verursachte. Dies ist nicht ganz der Fall. Da die Epagomenen vom Ende des einen Jahres in die Mitte des Folgejahres verlegt wurden, gab es einmal ein Jahr von nur 360 Tagen. Die obige Tabelle über den Ablauf der Reform zeigt dies deutlich. Dies erklärt, wieso der iranische Kalender zur Zeit der Achämeniden ebenso wie die Zeitrechnungen der Völker, die ihren Kalender in jenen Tagen von den Persern übernommen hatten, um fünf Tage verschoben ist gegenüber dem zaroastrischen Kalender zu Beginn der Islamisierung des Iran.

Im Übrigen bietet sich hier eine Erklärung an für die Bezeichnung der Epagomenen im Persischen als "gestohlene Tage". Sie wurden ja wirklich einmal heimlich aus dem Kalender entfernt.

Die Verdopplung der Festtage

Die Reform des Kalenders wurde unverzüglich wohl nur von der oberen Priesterschaft umgesetzt. Es dauerte sicher Jahre bis Jahrzehnte, bis die Bevölkerung auch in den entlegenen Gebieten diese Neuerungen übernahmen. Dies ging nicht ohne Schwierigkeiten vonstatten. Weite Teile der Gläubigen liessen auch im Jahre der Reform dem 30. Esfand die fünf Gatha-Tage folgen. Ihr Kalender hinkte daher erst einmal um diese fünf Tage hinter der offiziellen Zeitrechnung zurück.

Die folgende starke vereinfachende Tabelle, die diesen Prozess auf ein Jahr zusammenrafft, soll dies verdeutlichen. Sie zeigt zum einen den "offiziellen" Kalender, zum anderen den Monatsbeginn bei all denen, die den Ausfall der fünf Tage nicht berücksichtigten:

                  amtlich                                      abweichend
     ---------------------------------------         -------------------------------------
  1. Farwardin 713   30. Sep. 230                 1. Farwardin 713   30. Sep. 230
          :                 :                             :                  :
  1. Esfand          26. Aug. 231   365 Tage      1. Esfand          26. Aug. 231  365 Tage
  1. Epagomene       25. Sep.                     1. Epagomene       25. Sep.
     ---------------------------------------         ---------------------------------------
  1. Farwardin 714   30. Sep.                     1. Farwardin 714   30. Sep.
          :                  :                            :               :
  1. Esfand          25. Aug. 232   360 Tage      1. Esfand          25. Aug. 232  365 Tage
                                                  1. Epagomene       24. Sep.
      --------------------------------------         ---------------------------------------
  1. Farwardin 715   24. Sep.                     1. Farwardin 715   29. Sep.
  1. Ordibe.         24. Okt.                     1. Ordibe.         29. Okt.
  1. Chordad         23. Nov.                     1. Chordad         28. Nov.
  1. Tir             23. Dez.                     1. Tir             28. Dez.
  1. Mordad          22. Jan. 233                 1. Mordad          27. Jan. 233
  1. Schahr.         21. Feb.       365 Tage      1. Schahr.         26. Feb.      365 Tage
  1. Epagomen        23. März                     1. Epagomene       28. März
  1. Mihr            28. März                     1. Mihr            02. April
  1. Aban            27. April                    1. Aban            02. Mai
  1. Azar            27. Mai                      1. Azar            01. Juni
  1. Dei             26. Juni                     1. Dei             01. Juli.
  1. Bahman          26. Juli                     1. Bahman          31. Juli
  1. Esfand          25. Aug.                     1. Esfand          30. Aug.
     -----------------------------------             -----------------------------------------
  1. Farwardin 716   24. Sep.                     1. Farwardin 716   29. Sep.
  1. Ordibe.         24. Okt.                     1. Ordibe.         29. Okt.

Für einen nicht zu kurzen Zeitraum gab es zwei Kalender nebeneinander. Neujahrstag war für viele nicht der 1. Mihr sondern der 6. Mihr, der dem alten 1. Farwardin entsprach, so man nicht fünf Tage aus dem neuen Kalender ausfallen liess. Um nun allen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen und die religösen Vorschriften auf jeden Fall einzuhalten, feierte man zweimal, einmal am 1. Mihr "Nowruz", und einmal am 6. Mihr "Greater Nowruz". Was für den Neujahrsstag zutrifft, gilt natürlich auch für die anderen Feiertage wie die Gahanbar. Das Frühlingsfest Maidhyazaremya lag zum Beispiel ursprünglich am 10. (oder 11.) Ordibehescht, nun aber am 11. und am 15. Aban. Gefeiert wurde es vom 11. bis zum 15. dieses Monats gefeiert.[ 27 ]

So erklärt sich die Verdopplung der Feiertage beziehungsweise die Verlängerung der Feierlichkeiten auf fünf Tage aus den Unsicherheiten, die die Kalenderreform mit sich gebracht hatte. Es gab nur eine Alternative: Entweder man vermied den Ausfall der fünf Tage, musste dann aber den "religiösen" Kalender um sechs Monate und fünf Tage verschieben, oder man lies im "bürgerlichen" Kalender fünf Tage ausfallen und verschob den "religiösen" Kalender um sechs Monate. Letztendlich setzte sich die zweite Möglichkeit durch.

Die zweite Kalenderreform brachte eine weitere Verschiebung um zwei Monate. Zu Ende der Herrschaft der Sassaniden hatten die Gahanbar nun folgende Lage:
 I.: Maidhyazaremya (Frühlingsfest) 11 - 15. Dey, 40 Tage nach Nowruz
 II.: Maidhyoschema (Mittsommer, Sonnwende) 11. - 15. Esfand
 III.: Paitisschhahya (Erntezeit) 26. - 30. Ordibehescht
 IV.: Ayathrema (Sammeln des Viehs) 26. - 30. Chordad
 V.: Maidhyairya (Mittwinter, Sonnwende) 16. - 20. Schahriwar
 VI.: Hamaspathmaedhya (Beginn der Feldarbeit)    1.- 5. Gatha-Tag [ 28 ]


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Die Ära Yazdegar

Mit dem Eindringen islamischer Heerscharen in den Iran und der Zerstörung des Sassanidenreiches konnte der alte Kalender nur mehr fortgeschrieben aber nicht mehr korrigiert werden. Der letzte sassanidische Herrscher Yazdegard III. war im Jahre 632 an die Regierung gekommen. Damals lagen die Epagomenen nach dem achten Monat, der Jahresanfang war zu Beginn des Sommers. Da nun keine Schaltungen mehr durchgeführt wurden, blieben die Epagomenen bei jenem Monat, bei dem sie damals standen. Die Zeitrechnung nach der Ära Yazdegards ist somit ein Sonnenkalender mit 12 Monaten zu je 30 Tagen und 5 Zusatztagen, die dem achten Monat Aban folgen. Die Jahreszählung beginnt mit dem Jahr des Regierungsantritts Yazdegard III. Der 1. Farwardin 1 entspricht dem 16. Juni 632 julianisch.

Es wurde bereits erwähnt, dass in den Jahren 1004 bis 1007 der 1. Farwardin wieder auf den Tag des Frühlingsäquinoktiums fiel. Dies wurde zum Anlass genommen, den Kalender zu reformieren und die Epagomenen an das Ende des Jahres, also nach dem 12. Monat Esfand, zu setzen. Ob es dazu der Anordnung eines Herrschers bedurfte, mag dahingestellt bleiben. Im Iran gab es in dieser Zeit zahlreiche unabhängige oder halb unabhängige Regenten. Taqizadeh vermutet hinter der Reform den Buyiden Baha ad-Daula, ohne dies zu belegen,[ 29 ] Willy Hartner hingegen schreibt das Verdienst an dieser Änderung des Kalenders Biruni zu, ebenfalls ohne jede Begründung.[ 30 ] Genauso gut könnte man an den Herrscher von Gorgan, den Ziyariden Qabus denken, dem Biruni seine Arbeit über die Chronologie gewidmet hatte und an dessen Hof er kurz vorher astronomische Berechnungen angestellt hatte[ 31 ], denn auch hierfür gibt es keine Belege. Der Spekulation öffnet sich hier ein weites Feld. In dem im Jahr 1000 verfassten "al athar" von Biruni findet sich jedenfalls ein Hinweise auf diese Verlegung der Epagomenen noch nicht, als erster erwähnt sie Kuschyar. Er verwendet, ebenso wie Chazini, noch beide Formen des Kalenders. Bei Tusi und Ulugh Beg liegen die Epagomenen dann immer am Ende des Jahres. Die Vermutung liegt nahe, dass Kuschyar diese Änderung angeregt hatte, die dann im Laufe der Zeit von weiteren Astronomen übernommen wurde.[ 32 ]

Die Umstellung des Kalenders wurde allerdings nicht überall von der Bevölkerung angenommen. In einigen Gebieten des Iran wie in Gilan und Mazanderan blieb man noch lange [ 33 ] bei der alten Form. Für das 17. Jahrhundert belegt dies eine Stelle aus der bekannten Chronik "Tahrih-e alam araye Abbasi" des Iskander Beg Munschi. In dem Kapitel über die Ereignisse des Maus-Jahres 1021, das begann "am Dienstag dem 16. Muharram 1021 (20. März 1612 gregorianisch), als die Sonne vom Haus der Fische in das Haus des Widders wechselte", schreibt Iskander Beg, der Schah habe die Absicht gehabt, sich die Festlichkeiten anlässlich der "Fünf", eine Sitte der Leute von Gilan, anzuschauen. Iskander Beg fährt dann fort: "Es ist Brauch der Bevölkerung von Gilan, dass während dieser fünf Zusatztage eines Jahres, die nach der Berechnungen der Sternkundigen dieser Region nach Ablauf der drei Frühlingsmonate festzusetzen sind, und die bei der persischen ('adscham) Bevölkerung die Tage des Verspritzens von Wasser sind, dass da Gross und Klein, Männlein und Weiblein zum Strande des Meeres kommen. Diese "Fünf Tage" verbringen sie mit Festmählern und Vergnügungen und bloss von der Verpflichtung der Bekleidung gehen die Gruppen ins Wasser, treiben miteinander Wasserspiele und vergnügen und freuen sich." Der Bericht schliesst mit den Worten: "Bei Gott - dies ist ein seltsames Schauspiel".[ 34 ] Im Jahre 1612 fiel der 30. Aban auf den 20. Juni. Nur wenn damals die fünf Zusatztage dem Aban folgten, lag der erste dieser "Fünf" am Tag des Sommeranfangs.

Nicht wenige Zaroastrier übernahmen allerdings diese Verlegung der Epagomenen. Als dann im Jahre 1131 nach Christus sich Nowruz wieder um 30 Tage gegen den Frühlingsanfang verschoben hatte, nahmen sie dies zum Anlass, einen Schaltmonat von 30 Tagen einzufügen, diesmal ohne Verschiebung der Epakten, den scheinbaren Unterschied zwischen religiösem und bürgerlichen Kalender gab es ja nicht mehr.[ 35 ] Dies war das erste und einzige Mal, dass im zaroastrischen Kalender eine derartige Schaltung gab. Dieser Kalender wurde "rasmi" oder "schenschai" (schahanschahi) genannt im Gegensatz zum alten Kalender ("qadimi") der Anhänger Zarathustras, die diese Korrektur nicht mitgemacht hatten. Beide Kalender unterscheiden sich um genau 30 Tage. Um das Jahr 1720 nach Christus kehrte ein Teil der indischen Parsen - ein nicht geringer Teil der Anhänger der Religion Zarathustras war ja inzwischen nach Indien ausgewandert - zum "qadimi" Kalender zurück[ 36 ]. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts spaltete sich im Rahmen der Auseinandersetzungen um die richtige Zeitrechnung eine weitere Gruppe ab, die den 1. Farwardin immer auf den Tag des Frühlingsanfangs legt. Dieser "fasli" genannte Kalender ist also nicht anderes als die 1079 von Sultan Dschalal ad Din Malik Schah eingeführten Zeitrechnung.

Die Ära der Magier

Neben der beschriebenen Ära Yazdegard gab es noch eine zweite nach diesem Herrscher benannte Zeitrechnung, allerdings nicht beginnend mit dem Jahr seines Regierungsantritts sondern seltsamerweise mit seinem Todesjahr. Yazdegard dürfte um das Jahr 652/653 ermordet worden sein, das genaue Todesdatum ist nicht bekannt. Diese Zeitrechnung geht davon aus, dass Yazdegard im 21. Jahr seiner Regierung starb, das Jahr 1 dieser Ära entspricht also dem Jahre 21 der oben beschriebenen Ära Yazdegard, ansonsten sind beide Zeitrechnungen identisch. Mehr als drei Jahrhunderte lang war diese Ära in weiten Teilen Persiens, besonders in Tabaristan, Gilan, Qum, sowie in vielen Gebieten Zentralpersiens allgemein gebräuchlich, ferner auch in Khorasan und Transoxanien. Bei Datierungen wird die Formel benutzt: "parsik, 20 Jahre nach Yazdegard". Daher wird sie auch "Parsik" oder "Farsiyye" genannt. Sie dürfte identisch sein mit der sogenannten "Tabari Ära", die sich auf zahlreichen Münzen findet. Die Bezeichnung "Ära der Magier" ist die Übersetzung einer Formulierung bei Biruni (tarih al-madschus), die Zeitrechnung selbst dürfte nie so genannt worden sein.


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Die Reform Malik Schahs

Es ist klar, dass ein Kalender, dessen Jahresanfang in 1500 Jahren einmal alle Jahreszeiten durchläuft, für praktische Zwecke wie die Festlegung der Steuertermine sehr unbefriedigend ist. Der grosse Seldschukenherrscher Dschelal ed-Din Malik Schah[ 37 ] rief daher gegen Ende des 11. Jahrhunderts eine Kommission von führenden Mathematikern und Astronomen ein und stellte ihr die Aufgabe, den Kalender zu reformieren. Das Ergebnis war der im Folgenden beschriebene Kalender, der letztendlich die Grundlage der modernen iranischen Zeitrechnung bildet.

Der Jahresanfang (1. Farwardin) wird auf den Tag des astronomischen Frühlingsbeginns gelegt. Ausgangspunkt der neuen Zeitrechnung ist der Frühlingsanfang des Jahres 1079. Der 1. Farwardin 1 entspricht nach einer Vielzahl von Quellen dem 15. März, einem Freitag.[ 38 ] Die 12 Monate haben weiterhin 30 Tage, die Epagomenen bleiben am Ende des Jahres.

Zeugnisse zeitgenössischer Astronomen zur Abfolge der Schaltjahre

Die Kommission zur Reform des Kalenders stand also vor dem Problem, Richtlinien zu erarbeiten, nach denen der Jahresanfang bestimmt werden konnte. Aus der Zeit der Reform selbst sind hierzu keine Einzelheiten erhalten. Das Zeitalter der Seldschuken war jedoch eine Blütezeit der islamischen Naturwissenschaften, besonders auch der Astronomie und so haben sich zahlreiche Wissenschaftler in den Jahrzehnten und Jahrhunderten nach Malik Schah mit diesen Fragen auseinandergesetzt.

Die älteste erhaltene Anweisung bezüglich der Anordnung der Schaltjahre stammt von Abd ar-Rahman Chazini, dem Verfasser der "zidsch-i Sandschari", der die Reform selbst erlebte. Er beschreibt einen Zyklus von 220 Jahre mit 53 Schaltjahren. Chazini geht aus von einer Länge des tropischen Jahres von 365d 14I 24II 20III 36IV 47V, wobei die Unterteilungen des Jahres in Sexagesimalteilen angegeben sind. Dies ist nach moderner Schreibung 365d 5h 45m 44s, ein recht genauer Wert. Allerdings stimmt seine Regel zur Ermittlung der Schaltjahre mit dieser von ihm selbst benannten Jahreslänge nicht genau überein, sie kommt sogar zu einem noch genaueren Ergebnis, nämlich zu 365d 5h 46m 55s[ 39 ].

Von dem grossen Astronomen Nasir ed-Din Tusi (1201 - 1274) stammt eine Liste der Schaltjahre für die ersten drei Jahrhunderte des Kalenders Dschelal ed-Dins, die von Berechnungen Chazinis leicht abweicht. Später wurde diese Liste durch einen weiteren Astronomen noch bis zum Jahr 443 (1521 nach Christus) fortgeschrieben. Demnach sind folgende Jahre Schaltjahre, die einen fünfjährigen Schaltzyklus abschliessen: 31, 64, 97, 130, 163, 192, 225, 258, und 291.[ 40 ] Wie man sieht wird hier nach mehreren Zyklen zu 33 Jahren auch einmal ein Zyklus von 29 Jahren eingeschoben, eine feste Reihenfolge ist nicht zu erkennen. Man kann mit Sicherheit sagen, dass Tusi nicht versuchte, irgendeine zyklische Regelung zu erarbeiten, sondern dass er für jedes Jahr den Zeitpunkt des astronomischen Frühlingsbeginns berechnete, ausgehend von der durchschnittlichen Dauer des Sonnenjahres. Welches Jahr ein Schaltjahr ist, ergibt sich dann von alleine: Fällt das Äquinoktium in die ersten fünf Stunden und 49 Minuten nach Tagesanfang, so ist dem vorausgehenden Jahr ein Schalttag anzufügen.

Ulugh Beg (1393 - 1449) verfertigte um das Jahr 1437 die wohl berühmtesten astronomischen Tabellen des islamischen Mittelalters, die noch bis in die Gegenwart häufig herangezogen werden. Er gibt die mittlere Länge des tropischen Jahres an mit 365d 14I 33II 7III 32IV. Dies entspricht einer mittleren Jahreslänge von 365 d 5h 49m 15s oder 365.24253488 Tagen, ein Betrag, der nur um knapp eine viertel Minute zu hoch angesetzt ist.[ 41 ] Legt man diesen Wert zugrunde, kann man weitere Schaltfolgen erarbeiten. Genau diesen Wert erhält man zum Beispiel bei einem Zyklus von 1440 Jahren mit 305 vierjährigen und 44 fünfjährigen Schaltintervallen. Weiter islamische Astronomen schlugen weitere Zyklen vor, teilweise sogar mit einer Dauer von nahezu 4000 Jahren.[ 42 ]

All dies beweist nur, dass es offensichtlich keine festen Schaltregeln gab sondern dass der Jahresanfang astronomisch zu bestimmen war, ein durchaus nicht triviales Problem der Astronomie. Die Entwicklung irgendwelcher Zyklen sollte sicher nur die Berechnung stark vereinfachen. Woran mag es aber nun gelegen haben, dass sich die Reformkommission nicht auf eine Schaltung einigen konnten, denn wie kompliziert diese auch immer gewesen wäre, mit Sicherheit wäre sie sehr genau und viel einfacher zu handhaben gewesen als astronomische Berechnungen. Ein Grund hierfür könnte in den religiös-rechtlichen Vorschriften des Islam liegen. Im Koran wird an mehreren Stellen auf Fragen der Zeitrechnung eingegangen. In Sure 9, 37 wird die Schaltung (al-nasiy) als ein Übermass an Unglauben bezeichnet. Letztere Stelle wird zwar regelmässig gedeutet als das Verbot der Einschiebung eines Schaltmonats im islamischen Mondkalender, dies ist jedoch schon eine weiterreichende Interpretation. Mit einem astronomisch fixierten Jahresanfang analog den astronomisch bestimmten Monats- und Jahresanfängen des islamischen Kalenders ging man jedenfalls allen Diskussionen über die Frage, welche Art von Schaltungen erlaubt sei oder nicht, aus dem Weg.

Der Tagesanfang im Kalender Dschelal ed-Dins

Bei der Frage, auf welchen Tag der Frühlingsanfang fällt und welchem Jahr gegebenenfalls ein Schalttag anzuhängen sei, spielt eine grosse Rolle die Frage, welcher Zeitpunkt als Tagesbeginn zu betrachten ist. In einem islamischen Land wie dem Iran war natürlich der Tagesanfang zu Sonnenuntergang des Vorabends im alltäglichen Gebrauch üblich, zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche also immer wenige Minuten nach 18.00 Uhr unserer Zeit. Andererseits ist Persien das Land der aufgehenden Sonne, was bis vor kurzem auch die Staatsfahne noch symbolisierte. Ein Tagesbeginn bei Sonnenaufgang ist daher durchaus in Erwägung zu ziehen.[ 43 ] Dass der Beginn des neuen Tages zu Mitternacht anzusetzen ist, ist hingegen eher unwahrscheinlich.

Ebenso scheint es auf den ersten Blick seltsam, einen Tagesbeginn zu Mittag anzunehmen. Genau dies war jedoch beim Kalender Dschelal ed-Dins der Fall. Nach einer Vielzahl von Quellen wurde der Jahresbeginn auf den folgenden Tag verschoben, sofern der astronomische Frühlingsbeginn in die Zeit nach Mittag fiel. Moderne iranische Forscher, namentlich die beiden führenden Gelehrten auf diesem Gebiet, S. H. Taqizadeh und R. Abdollahy, betrachten dies als gesicherte Tatsache. Letzterer schreibt: "Nasir ed-Din Tusi, Ulugh Beg und die meisten anderen Astronomen sagten «Das dschelalische Neujahr oder der erste Tag des Jahres in der dschelalischen Zeitrechnung ist der Tag, an dem bis Mittag die Sonne das erste Grad des Zeichen des Widders betreten hat.»".[ 44 ] Bis heute zählen Astronomen gerne von Mittag bis Mittag. Ein Datumswechsel um Mitternacht, ist für astronomische Belange ungünstig, fällt er doch in die Hauptbeobachtungszeit des Himmel. Ebenso ist der Zeitpunkt des Sonnenaufgang oder des Sonnenuntergangs recht ungeeignet, da diese Zeiten sich mit den Jahreszeiten und dem Breitengrad des Beobachtungsortes stark ändern.

Aber auch bei einem Datumswechsel um Mittag spielt die Lage des Ortes eine Rolle. Im Jahre 1076 war Isfahan die Residenzstadt Malik Schahs. Der Astronom Tusi hatte sein Observatorium in Maragha (ca. 45:15 Grad östlicher Länge), Ulugh Beg residierte in Samarkand (ca. 67 Grad östl. Länge). Zwischen beiden letztgenannten Städten besteht eine Differenz von ca. 43 Zeitminuten.

Fest steht, dass der 1. Farwardin des Jahres 1 auf Freitag den 15. März 1079 fiel. Leider wollte es der Zufall, dass aus diesem Datum keinerlei Rückschlüsse gezogen werden können. In diesem Jahr trat die Sonne am 15. März kurz nach Sonnenaufgang in das Tierkreiszeichen des Widders. Ginzel errechnet den Zeitpunkt 6h 19,4m Ortszeit Isfahan.[ 45 ] Taqizadeh gibt hierfür 6h 9m wahrer Ortszeit Isfahan an.[ 46 ] Geht man von einem Tagesbeginn am Vorabend aus, so waren seitdem 12 Stunden und 24 Minuten verflossen, geht man von einem Tagesbeginn bei Sonnenaufgang (um 5.57 Uhr früh) aus, so waren seit diesem Termin 22 Minuten verstrichen, unterstellt man hingegen die Regelung, dass die Grenze zur Verschiebung des Neujahrs auf Mittag gelegt war, so fehlten für eine Verschiebung noch über 5 Stunden. Neujahr fiel also auf jeden Fall auf diesen Freitag, ganz gleich ob man von einem Tagesbeginn bei Sonnenuntergang des Vorabends, bei Sonnenaufgang oder zur Zeit der Kulmination der Sonne ausgeht.

Bereits im Jahre 2 beginnen jedoch die Schwierigkeiten. Das Äquinoktium trat ein ziemlich genau gegen Mittag ein, wahrscheinlich wenige Minuten nach Mittag. Es gibt jedoch auch Berechnungen, nach denen dieses Ereignis zwei Minuten vor 12.00 Uhr Ortszeit Isfahan stattfand. Geht man von der Datumsgrenze zu Mittag aus, so ergeben sich für dieses Jahr gewisse Schwierigkeiten hinsichtlich der Frage, wann Neujahr war. Je nachdem, wie genau die Berechnungen waren und auf welchen Ort sie sich bezogen, war entweder das Jahr 1 ein Schaltjahr, dem ein fünfjähriges Schaltintervall folgt oder das Jahr 2 ein Schaltjahr mit folgendem vierjährigen Schaltintervall. Wie man sieht führen astronomische bestimmte Kalenderangaben immer wieder zu Zweifelsfällen, die in späteren Zeiten kaum mehr aufzuklären sind.

Der beste Weg, sich über diese Fragen Klarheit zu verschaffen, dürfte sein, sich an die Berechnungen jener Astronomen zu halten, die zur Zeit der Seldschuken gelebt haben, also vor allem an Tusi und Chazini. Dabei reicht es wohl aus, sich auf das erste Jahrhundert des neuen Kalenders zu beschränken, also auf jene Zeit, zu der Abd ar-Rahman Chazini lebte, beziehungsweise auf jenes Jahrhundert, das der Schaffensperiode Tusis direkt voranging, denn da sind die Berechnungen sicherlich genauer als bei jenen Daten, die für eine ferne Zukunft berechnet wurden. Aus den von ihnen überlieferten Tabellen der Schaltjahre lässt sich auch ablesen, welchen Tagesbeginn sie zugrunde legten, denn es gilt die folgende einfache Überlegung: Fällt der astronomische Frühlingsbeginn in die Zeit von Tagesbeginn bis 5 Stunden 49 Minuten nach Tagesbeginn, muss das eben zu Ende gegangen Jahr einen 366. Tag gehabt haben. Auch der Umkehrschluss gilt natürlich: Nach einem Schaltjahr fällt der Frühlingsbeginn in die Zeit von Tagesanfang bis ca. 6 Stunden nach Tagesbeginn. Die beiliegende Tabelle zeigt den Zeitpunkt des Frühlingsbeginns nach Ortszeit Isfahan. Ihr liegen eigene Berechnungen mit einer Genauigkeit von ca. ± 10 Minuten zugrunde. Daraus ist ersichtlich, wann jeweils ein Schaltjahr sein sollte nach den verschiedenen Kriterien, und dies wird nun verglichen mit den bekannten Schaltungen.

Wie man aus dieser Tabelle erkennen kann, legt Nasir ed-Din Tusi die Folge der Schaltjahre so, dass nach einem Schaltjahr der Frühlingsanfang zumeist in die Zeit zwischen Mittag und Sonnenuntergang fällt. Tusi geht demzufolge offensichtlich bei seinen Berechnungen, die wohl die genauesten der damaligen Zeit waren, davon aus, dass der Mittag als Datumsgrenze heranzuziehen sei. Allerdings gibt es auch Abweichungen von dieser Regel, zum Beispiel beim Jahre 31.

Die Schaltfolge, die sich aus den Anweisungen Chazinis ergibt, würde auf den ersten Blick darauf hindeuten, dass dieser Astronom den Tag mit dem Sonnenuntergang am Vorabend beginnen lässt. Allerdings kann seine Anweisung zur zyklischen Berechnung der Schaltjahre nicht zu so genauen Ergebnissen führen wie die exakten astronomischen Berechnungen Tusis. Bedenken muss man andererseits jedoch auch, dass Chazini seine Schaltregel so formuliert haben dürfte, dass sie die tatsächlichen Schaltungen in den ersten Jahrzehnten nach Einführung dieses Kalenders, also zu Lebzeiten dieses Astronomen, fehlerfrei wiedergibt. Eine gewisse Unsicherheit in der Frage, welchen Kriterien für die Bestimmung des Jahresanfangs massgebend waren, bleibt bestehen.

Astronomische Berechnungen des Äquinoktiums sind für Laien nicht möglich und auch für Astronomen ist die Bestimmung des genauen Zeitpunktes kein triviales Problem. Daher wurden im Laufe der Zeit unsagbar viele verschiedene Möglichkeiten veröffentlicht, die Schaltjahre im dschelalischen Kalender zu berechnen, teilweise mit Zyklen von Tausenden von Jahren. Ob dies besonders sinnvoll ist kann bezweifelt werden, denn derart einfache mathematische Formeln gehen immer von konstanten Werten aus. Kein Jahr ist jedoch dem anderen gleich. Hinzu kommt, dass sich zum einem infolge der abnehmenden Drehgeschwindigkeit der Erde das Zeitmass selbst verändert, zum anderen die Verschiebung des Frühlingspunktes keine gleichmässige sondern eine beschleunigte Bewegung ist.[ 47 ] So kann man fast sagen, je länger ein derartiger Schaltzyklus ist, desto ungenauer wird er sein. Natürlich ist es legitim, derartige Überlegungen anzustellen, man darf aber nicht den Anschein erwecken, als handele es sich hierbei um belegbare historische Regeln. Vollkommen unerträglich ist es, wenn man von einer selbst erstellten Formel behauptet, dies sei die Schaltregel des Omar Chayyam. Vom astronomischen Werk Omar Chayyams sind nur geringe Bruchstücke erhalten. Nirgendwo wird in diesen auf Kalenderfragen eingegangen. Kenntnis von Chayyams Werk hatte der berühmte Astronom Qutb ad-Din al-Schirazi. In einer ca. 1276 verfassten Schrift kritisiert er ihn heftig wegen des Unsinns, den er über die Schaltjahre geschrieben habe. Qutb ad-Din sagt, Chayyam würde einfach jedes vierte Jahr als Schaltjahr betrachten.[ 48]

In den im Abendland veröffentlichen seriösen Umrechnungstabellen kamen unterschiedliche Methoden zur Anwendung. Tsybulski nutzt in seinen 1979 in Moskau veröffentlichen Tabellen den einfachen und doch recht genauen Zyklus von 33 Jahren, ebenso Schram, dessen kalendariographischen und chronologischen Tafeln lange Zeit die sicherlich beste und einfachste Methode darstellten, Daten der verschiedensten Ären umzurechnen. Die Vergleichstabellen von Wüstenfeld-Mahler gehen von einem Kreislauf von 62 Jahren aus, der sich zusammensetzt aus einer 33-jährigen und einer 29-jährigen Periode, setzen allerdings aus nicht näher genannten Gründen des erste Jahr dieser Ära dem ersten Zyklusjahr gleich. Sie dürften daher auf jeden Fall ungenauer sein als die beiden vorher genannten Tabellenwerke. Die Vergleichungstabellen von Wüstenfeld-Mahler weisen auf einen Tagesanfang um Mitternacht hin. Dies dürfte allerdings Zufall sein, dadurch bedingt, dass in ihnen die Ära dieses Kalenders gleichgesetzt wird mit dem Beginn des Schaltzyklus.

Es findet sich auch die Meinung, die Reform Malik Schahs sei nichts anderes gewesen als der Versuch der Einführung des julianischen Kalenders im Iran. So schreibt Hadschi Chalfa in der Einleitung zu seinen chronologischen Tafeln über die dschelalische Zeitrechnung folgendes "Acht der vortrefflichsten Männer ihrer Zeit, unter andern Omar Chaiyyam und Abderrahman Chazim, stellten dem Sultan Dschelal ed-Din Malik Schah vor, dass wenn man von der bei der persischen Zeitrechnung gebräuchlichen Vernachlässigung des Schalttages abgehen und dagegen den griechischen (d. h. julianischen) gebrauchen wollte, dies für die Einnahmen der Steuereinnehmer und für den Landesschatz von grösstem Nutzen sein werde"[ 49 ]. Auch die Tatsache, dass Omar Chayyam jedes vierte Jahr zu einem Schaltjahr erklärt hatte, könnte diese Ansicht bestärken. Naheliegender ist es allerdings, von einer Reform des altiranischen Kalenders zu reden, vergleichbar mit der gregorianischen Reform des julianischen Kalenders. Frühlingsanfang fiel damals auf den 19. Farwardin der Ära Yazdegard. Durch eine einmalige Schaltung von 18 Tagen legte man den Jahresanfang auf den Tag des astronomischen Frühlingsbeginns und beschloss, durch laufende astronomische Berechnungen zu verhindern, dass sich der Neujahrstag wieder von diesem Termin wegbewege.

In immerwährenden Kalendern und in astronomischen Werken findet sich die Zeitrechnung Dschelal ed-Dins immer wieder. Im alltäglichen Leben, in Urkunden oder sonstigen Datierungen taucht sie hingegen kaum auf. Da ein astronomisch bestimmter Kalender immer abhängig ist von der Genauigkeit zeitgenössischer Berechnungen, die im nachhinein nicht mehr überprüft werden können, ist er nie eindeutig. Sofern der Wochentag nicht bekannt ist können Datierungen nach diesem Stil nicht eindeutig bestimmt werden. In diesem Punkt gleicht der Kalender Dschelal ed-Dins dem islamischen Mondkalender.

Der Chani-Kalender

Im Jahre 1302 führte der Il-Chanidenherrrscher Ghazan Chan einen neuen Kalender ein. Der Herrscher selbst spricht in einem Gedicht davon, dass es verschiedene Kalender in seinem Reich gebe. Er wolle diese vereinheitlichen, daher dieser neue Kalender. Konkreter Anlass sollen zahllose Klagen der Bevölkerung darüber gewesen sein, dass für die Steuertermine nach wie vor häufig der islamische Mondkalender herangezogen werde. Entwickelt und berechnet wurde diese Zeitrechnung, die Chani- oder Ghazani-Kalender genannt wurde, an der Sternwarte von Tabriz. Wie beim ursprünglichen Kalender des Malik Schah beginnt das Jahr mit dem Tag des Frühlingsbeginns, der Tag zählt nun aber von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang. Die zweite Änderung ist, dass für die Bezeichnung der Monate anstelle der persischen die türkischen Namen verwendet werden. Obwohl im ganzen Reich für alle Steuerangelegenheiten offiziell in Kraft gesetzt, erlangte dieser Kalender Ghazan Chans keinerlei grössere Bedeutung. Selbst von den Astronomen wurde er nicht angenomen.[ 50 ]

Die Sonnenmonate

Nachdem nun der Jahresbeginn astronomisch festgelegt worden war, war es naheliegend, nicht nur den ersten Farwardin sondern auch den Beginn der anderen Monate astronomisch zu bestimmen, das heisst, die Länge der Monate der Verweildauer der Sonne im jeweiligen Tierkreiszeichen anzupassen. Da die Bahngeschwindigkeit der Sonne auf ihrem Lauf um die Erde nicht konstant ist, schwankt die Dauer dieser Monate zwischen 29 und 32 Tagen. Die folgende Tabelle zeigt die ungefähre Dauer der Sonnenmonate in Tagen sowie die Zeit, die die Sonne ungefähr im jeweiligen Tierkreiszeichen verweilt, in Tagen, Stunden und Minuten:

     Widder     Hamal     30 Tage  [30 Tage, 11:00 Std.]
     Stier      Sour      31 Tage  [30 Tage, 23:15 Std.]
     Zwillinge  Dschouza  32 Tage  [31 Tage,  8:00 Std.]
     Krebs      Saratan   31 Tage  [31 Tage, 11:00 Std.]
     Löwe       Asad      31 Tage  [31 Tage,  7:00 Std.]
     Jungfrau   Sunbula   31 Tage  [30 Tage, 21:35 Std.]
     Waage      Mizan     30 Tage  [30 Tage,  9:20 Std.]
     Skorpion   Aqrab     30 Tage  [29 Tage, 21:30 Std.]
     Schütze    Qous      3o Tage  [29 Tage, 13:20 Std.]
     Steinbock  Dschadi   29 Tage  [29 Tage, 10:40 Std.]
     Wassermann Dalw      30 Tage  [29 Tage, 14:15 Std.]
     Fische     Hut       30 Tage  [29 Tage, 23:05 Std.]

Es gibt Hinweise dafür, dass schon vor der Reform Dschalal ad-Din's, ja sogar schon vor der Islamisierung Irans derartige an der Tierkreis gebundene Monat anzutreffen waren.[ 51 ] Vermehrt finden sie sich nach dem 11. Jahrhundert vor allem im Kreis der Astronomen und Astrologen. So benutzte zum Beispiel Tusi sowohl diese Sonnenmonate wie auch die gleichlangen Monate zu 30 Tagen mit den 5 oder 6 Zusatztagen.[ 52 ] Weitere Verbreitung im Volke finden sie erst in der Zeit der Qadscharen, mit der Kalenderreform von 1911 werden sie als alleinige Einteilung des Sonnenjahres offiziell vorgeschrieben.

Der 12-jährige Tierzyklus

Aus Zentralasien stammt eine Zeitrechnung, die für die Zählung der Jahre einen 12-jährigen Zyklus benutzt, in der jedem Jahr ein Tiername zugeordnet ist. Nicht nur die Türken und Mongolen zählten ihre Jahre nach diesem System, auch in den Ländern Ost- und Südostasiens war diese Art verbreitet. Letztendlich ist dieser Tierzyklus auch die Grundlage des chinesischen Kalenders.

Mit der mongolischen Eroberung kommt diese Zählung auch in den Iran. Erstmals erwähnt wird sie von dem bereits mehrfach angesprochenen Nasir ad-Din Tusi, der es verstanden hatte, vom astrologischen Berater des Grossmeisters von Alamut zum einflussreichen Vertrauten des mongolischen Khans Hulagu aufzusteigen, der mit chinesischen Astronomen Kontakt hatte und an dessen Sternwarte in Maragha mindestens ein chinesischer Wissenschaftler mitarbeitete.

Im Iran wurden die Bezeichnungen der Jahre immer in ihrer türkischen Form wiedergegeben, also zum Beispiel "sidschqan yil" für Mausejahr, in manchen astrologischen Jahrbüchern schrieb man zur Verdeutlichung noch das entsprechende persische Wort, in diesem Fall "musch", hinzu.

Die Namen lauten:
  ﻞﻴﺋ ﻥﺎﻘﭽﻴﺳ   Mausjahr (Rattenjahr)
  ﻞﻴﺋ ﺩﻭﺍ   Rinderjahr (Ochsenjahr)
  ﻞﻴﺋ ﺲﺭﺎﺑ   Tigerjahr (Pantherjahr)
  ﻞﻴﺋ ﻥﺎﻘﺷﻮﺗ   Hasenjahr
  ﻞﻴﺋ ﻯﻮﻟ   Drachenjahr
  ﻞﻴﺋ ﻥﻼﻴﺋ   Schlangenjahr
  ﻞﻴﺋ ﺖﻧﻮﻳ   Pferdejahr
  ﻞﻴﺋ ﻯﻮﻗ   Schafjahr
  ﻞﻴﺋ ﻰﭽﻴﭘ   Affenjahr
  ﻞﻴﺋ ﻯﻮﻗﺎﺨﺗ   Hennenjahr (Hahnjahr)
  ﻞﻴﺋ ﺖﻳﺍ   Hundejahr
  ﻞﻴﺋ ﺯﻮﮕﻨﺗ   Schweinejahr (Saujahr)

Welcher Name welchem Jahr zugeordnet ist, kann man aus dem Kalenderrechner für die Mongolische Zeitrechnung ersehen.

Eine gewisse Verbreitung fand diese Benennung der Jahre beim Finanzjahr und in den Chroniken und Almanachen. In allen Zeiten und allen Ländern beschwerte sich die Bevölkerung über die Ungerechtigkeiten der Steuereintreiber. In islamischen Ländern kam noch hinzu, dass sich der islamische Kalender für Finanzfragen nur schlecht eignet, da er nicht an die Jahreszeiten gebunden ist. In vielen islamischen Ländern gab es daher neben dem religiösen Kalender ein an das Sonnenjahr gebundenes Finanzjahr, in Persien beginnend mit dem Tag des Frühlingsanfang, wie durch die Reform unter Dschelal ed-Din Malik Schah festgelegt. Für die Zählung der Jahre benutzte man die Jahreszahl des gleichlaufenden islamischen Jahres. 12 Mondmonate sind nun ca. 11 Tage kürzer als ein Sonnenjahr, in 33 Jahren macht das ein ganzes Jahr aus. Zählte man nun die Sonnenjahre nach dem Mondkalender, musste man ca. alle 33 Jahre ein Jahr überspringen, dieses Jahr "entglitt" sozusagen aus dem Kalender, arabisch: "izdilaq", türkisch "siwisch". Diese "Siwischjahre" waren eine stete Quelle des Ärgernisses, bis dahin, dass betrügerische Steuereintreiber oder Geldverleiher zweimal zu kassieren versuchten, einmal für das reguläre Jahr, einmal für das "entglittene" Jahr. Dem schob die zusätzliche Benennung der Jahre nach dem zentralasiatischen Tierzyklus einen Riegel vor, die Abfolge der Jahre wurde dadurch eindeutig.

Auch in den Werken der Geschichtsschreiber, in den Chroniken und Almanachen war die zusätzliche Kennzeichnung der Jahre durch diesen Tierzyklus weit verbreitet. Die Frage, welche Jahre in der Zählung zu überspringen seien, wurde in den islamischen Ländern unterschiedlich geregelt. Im Iran war massgebend die Jahreszahl des islamischen Jahres, in dem der 1. Farwardin lag. Nach der bereits erwähnten Chronik des Iskander Beg Munschi "Tarih-i alam araye Abbasi" war zum Beispiel der 1. Farwardin des Hundejahres 1018 gleich Sonntag, dem 25. Zulhidsche des Jahres 1018 (21. März 1610 gregorianisch). Das folgende Sonnenjahr begann am 6. Muharram des Jahres 1020 (21. März 1611), es ist daher das Schweinejahr 1020, das Jahr 1019 wird übersprungen. obwohl dieses Schweinejahr bis auf wenige Tage identisch ist mit dem islamischen Jahr 1019. Ein Fehler findet sich allerdings an dieser Stelle bei Iskander Beg, der 6. Muharram (21. März 1611) war ein Montag, kein Freitag, wie in der Chronik angeführt.

Diese soeben beschriebene Zeitrechnung ist unter unterschiedlichen Bezeichnungen bekannt, als "dschelali" nach Sultan Dschelaleddin Malik Schah, als "schamsi" nach arabisch-persisch Sonne oder als "burdschi" nach "burdsch", dem arabisch-persischen Wort für Tierkreiszeichen: Der Jahresanfang fiel auf den Tag des Frühlingsbeginns, die Monate begannen mit dem Eintritt der Sonne in das jeweilige Tierkreiszeichen. Jahresbeginn und Monatsbeginn wurden astronomisch berechnet. Die Monate erhielten die persisch-arabischen Namen der Tierkreiszeichen. Die Jahreszählung richtete sich nach gleichlaufenden islamischen Kalender, zählte also in Mondjahren nach der Hidschra, und wurde ergänzt durch Jahresnamen nach dem 12jährigen zentralasiatischen Tierzyklus. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war diese Zeitrechnung in Persien allgemein bekannt und in vielen Bereichen verbreitet. In amtlichen Dokumenten, in der Gesetzgebung in Erlassen und Urkunden wurde allerdings weiterhin ausschliesslich der islamische Kalender verwendet.


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Der Übergang zum neuiranische Kalender

Am 21. Safar des Jahres 1329 (21. Februar 1911) verabschiedete das persische Parlament ein Gesetz bezüglich des allgemeinen Rechnungswesens, das die Einführung eines jährlich im Voraus zu erstellenden Haushaltplanes anordnete. Für diesen dem Budget zugrunde liegende Zeitraum wurde ein "Finanzjahr" (seneh-e maliye) eingeführt, das einem Sonnenjahr entsprechen sollte. In Artikel 3 dieses Gesetzes wird noch einmal bestätigt, dass diesen Finanzjahren die Sonnenjahre und die Sonnenmonate (salha-ye schamsi wa mahhaye schamsi (burdschi)) zugrunde liegen.[ 53 ] Über die Zählung der Jahre finden sich im Gesetz keine Angaben.

Grundsätzlich wurden sowohl in der ersten Legislaturperiode des persischen Parlaments (Oktober 1906 bis Juni 1908), wie auch in der zweite Legislaturperiode (September 1909 bis Dezember 1911) in allen Gesetzen und offiziellen Dokumenten ausschliesslich nach dem islamischen Kalender datiert.[54] Dem Finanzjahr wurde allerdings immer auch die Bezeichnung nach dem Tierzyklus beigefügt, um Missverständnisse durch die unterschiedlichen Jahresanfänge im Mond- und im Sonnenjahr auszuschliessen.

Mit der dritten Sitzungsperiode, die von Dezember 1914 kriegsbedingt nur bis November 1915 dauerte, trat eine grundsätzliche Änderung ein. Von da ab finden sich regelmässig Doppeldaten, das heisst das Datum nach dem islamischen und das nach dem Burdschi-Kalender stehen gleichberechtigt nebeneinander. Die Jahreszählung erfolgt nach dem islamischen Kalender, also in Mondjahren nach der Hidschra. Als Beispiel sei hier angeführt ein "Gesetz zur Abschaffung des Gesetzes vom 23. Monat Zwillinge des Jahres 1329 (14. 6. 1911), verabschiedet am 26. Tag der Fische gleich dem letzten Tag des Rabi II des Mondjahresjahres 1333 (17.3.1915)." Auch die folgenden Gesetze zeigen diese Datierungen, so ein Gesetz, das verabschiedet wurde am 30. Hamal (Widder) gleich dem 5. Dschumada II 1333 qamari. Dieses Datum entspricht dem 20. April 1915. Gleiches gilt für das in der Gesetzessammlung unmittelbar folgende Gesetz, das verabschiedet wurde am 30. Saur gleich 5. Radschab 1333 qamari.[ 55 ]

Dass die Zählung der Jahre nach dem 12jährigen Tierzyklus weiterhin zur Anwendung kam zeigt ein Gesetz, das am " 26. Tag (im Zeichen) der Fische gleich dem letzen Tag des Rabi II 1333 qamari ", das ist am 17. März 1915 gregorianisch, verabschiedet wurde und das die Abschaffung eines Gesetzes aus dem Jahre 1329 zum Inhalt hatte. Diese Regelung sollte bereits zwei Tage später in Kraft treten, nämlich am am "28. Tag der Fische des Tigerjahres 1333". [ 56 ]

Seit Beginn der 4. Legislaturperiode des Parlaments im Juni 1921 wird in allen Gesetzen ausschliesslich nach dem Burdschi-Kalender datiert. Die grösste Neuerung ist jedoch, dass von nun ab die Jahreszählung in Sonnenjahren nach der Hidschra erfolgt. Datumsangaben nach dem islamische Kalender finden sich nicht mehr, nun war das Sonnenjahr Grundlage aller staatlichen Datierungen, der islamische Kalender wurde immer mehr auf den rein religiösen Bereich zurückgedrängt. Ein Gesetz oder eine Verordnung über diese Umstellung des Kalenders konnte nicht gefunden werden.

Der zwölfjährige Tierzyklus wird weiter verwendet, so immer, um die Finanzjahre kennzuzeichnen. Ein Beispiel von vielen ist das Gesetz zum Budget des Kriegsministeriums für das Schweinejahr 1302 vom 3. Saur 1302 (24. April 1923).[ 57 ]

Die Einführung der Jahreszählung nach der Hidschra in Sonnenjahren

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung einer Jahreszählung nach Sonnenjahren Hidschra soll sich in einem astronomisch / astrologischen Jahrbuch für das Sonnenjahr 1885/86 gregorianisch finden. Dies jedenfalls geht aus einem Artikel hervor, den das am geophysikalischen Institut der Universität Teheran angesiedelte Kalenderzentrum, die für die Berechnung des Kalenders der Islamischen Republik Iran offiziell verantwortliche Institution, auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Hier heisst es: "Das erste Mal taucht der Ausdruck <<hidschri schamsi>> (Sonnenjahre Hidschra) im offiziellen Kalender des Jahres 1303-4 hidschri qamari (Hidschra Mondjahre) auf." [ 58 ] Diesen Kalender habe der Astronom Abd al-Ghaffar Han (1259 - 1326 qamari) zusammengestellt, der den Ehrentitel "Stern des Staates (nadschm al-Daula)" trug. Am oberen Rand der Seiten sei zu lesen: "sal-e hidschri-ye schamsi 1265" (Sonnenjahr Hidschra 1265). Abd al Ghaffar galt in seiner Zeit als ein hochangesehener Lehrer und Professor für Mathematik am Dar al-Fonun, der ersten wissenschaftlichen Hochschule in Persien.

So interessant dieser Hinweis auch ist, die Behauptung, es habe sich hier um den "offiziellen Kalender" (taqwim-e rasmi) gehandelt, kann nicht nachvollzogen werden. Derartige astronomisch / astrologischen Jahrbücher gab es zu allen Zeiten in allen islamischen Ländern. Sie waren sehr beliebt und weit verbreitet, wie sonst hätte ein Laie den Jahresbeginn oder den Beginn der Monate im Sonnenjahr bestimmen können. Als Quelle für diesen Artikel des Kalenderzentrums wird eine 1999 im Iran veröffentlichte Abhandlung angegeben. Diese konnte nicht eingesehen werden. Über die Qualität der Broschüre des Abd al-Ghaffar Han kann daher nichts ausgesagt werden. Man kann nur hoffen, dass sie etwas etwas seriöser ist als das auf diesem Internetauftritt vorgestellte astronomische Jahrbuch für das Jahr 1987/88/. Letzteres zeigt übrigens auf den Titelleisten der einzelnen Seiten sechs Jahreszählungen, altpersisch (Yazdegard), hidschri qamari, christlich, Dschelali, hidschri schamsi und rumi (seleukidisch).
Trotzdem ist dieser Hinweis auf der Internetseite des Kalenderzentrum sehr interessant, bringt er doch die älteste bekannte Erwähnung einer Jahreszählung nach Sonnenjahre Hidschra in Persien. In den folgenden Jahren dürfte diese Zählung der Jahre sich schnell verbreitet haben. Anders ist die problemlose Umstellung der Datumsangaben in der Gesetzgebung des Parlaments mit Beginn der 4. Legislaturperiode 1921, dem vielleicht wichtigste Schritt auf dem Weg zum heutigen iranischen Kalender, nicht zu erklären.

Die folgende Tabelle zeigt den Beginn des Jahres sowie die Anzahl der Tage im Monat nach dem Burdschi-Kalender für die Jahre 1911 bis 1924 [ 59 ]

Monate     1329/30
 1911/12 
1330/31
 1912/13 
1331/32
 1913/14 
1332/33
 1914/15 
1333/34
 1915/16 
1334/35
 1916/17 
1335/36
 1917/18 
1336/37
 1918/19 
1337/38
 1919/20 
1338/39
 1920/21 
1339/40
 1921/22 
1340/41
 1922/23 
1341/42
 1923/24 
1342/43
 1924/25 
  1    Widder   Hamal   حمل   30 31 31 30 30 31 31 30 30 31 31 30 30 30
  2    Stier   Saur   ثور   31 31 31 31 31 31 31 31 31 31 31 31 31 31
  3    Zwillinge  Dschauza   جوزا  32 31 31 31 32 31 31 31 32 31 31 31 32 32
  4    Krebs  Saratan  سرطان  31 31 32 32 31 31 32 32 31 31 32 32 31 31
  5    Löwe   Asad   اسد  31 32 31 31 31 32 31 31 31 32 31 31 31 32
  6   Jungfrau   Sonbule   سنبله 31 31 31 31 31 31 31 31 31 30 31 31 31 30
  7    Waage   Mizan   ميزان  31 30 30 30 31 30 30 30 31 31 30 30 31 31
  8    Skorpion   Aqrab   عقرب  30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 29 30
  9    Schütze   Qaus  قوس   29 29 30 30 29 29 30 30 29 29 30 30 30 29
 10    Steinbock      Dschadi  جدى  30 30 29 29 30 30 29 29 29 30 29 29 29 30
 11   Wassermann   Dalw    دلو   29 29 30 30 29 29 30 30 30 29 30 30 30 29
 12    Fische   Hut   حوت   30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30 30
   Tage im Jahr: 365 365 366 365 365 365 366 365 365 365 366 365 365 365
   Jahresbeginn: 22. Mrz 21. Mrz 21. Mrz 22. Mrz 22. Mrz 21. Mrz 21. Mrz 22. Mrz 22. Mrz 21. Mrz 21. Mrz 22. Mrz 22. Mrz 21. Mrz

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Der neuiranische Kalender

Am 31. März 1925 verabschiedete das persische Parlament jenes Gesetz, das seitdem den Kalender Irans regelt[ 60 ].
Hier eine wortgetreue Übersetzung:

Gesetz
über die Ablösung der Tierkreiszeichen durch die persischen Monate ab dem Beginn (nowruz) des Sonnenjahres 1304
 —  beschlossen am Abend des 11. Farwardin des Jahres 1304 (hidschri schamsi)

Artikel 1
       Die Nationalversammlung beschliesst, dass ab dem Beginn des Jahres 1304 der gesetzliche Jahreskalender des Reiches wie folgt durchzuführen ist, und dass der Staat verpflichtet ist, ihn in allen seinen Bereichen anzuwenden.
  a: Beginn der Jahreszählung: Das Jahr der Auswanderung des Siegels der Propheten Muhammad ben Abdullah (Gottes Segen über ihn) von Mekka nach Medina.
  b: Beginn des Jahres: Der erste Tag des Frühlings
  c: Das Jahr: Das althergebrachte wahre Sonnenjahr
  d: Die Namen der Monat und die Anzahl ihrer Tage:
   
 1:  Farwardin 31 Tage      I    7:  Mehr 30 Tage  
2:  Ordibehescht   31 Tage      I   8:  Aban 30 Tage  
3:  Chordad 31 Tage      I   9:  Azar 30 Tage  
4:  Tir 31 Tage      I   10:  Dei 30 Tage  
5:  Mordad 31 Tage      I   11:  Bahman 30 Tage  
6:  Schahriwar 31 Tage      I    12:  Esfand 29 Tage  
Anmerkung:  in Schaltjahren hat der Esfand 30 Tage

Artikel 2
       Die Jahreszählung nach Art der Chinesen und Uiguren, die in den bisherigen Kalendern üblich war, ist mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes abgeschafft.
   
Dieses Gesetz, das zwei Artikel beinhaltet, wurde in der Abendsitzung des 11. Farwardin des Sonnenjahres Eintausenddreihundertvier von der Nationalversammlung gebilligt.
  Der Präsident der Nationalversammlung —  Mu´taman al-Mulk

Die Zählung der Jahre

Die Zählung der Jahre auf Grundlage von Sonnenjahren, bereits 1921 de facto eingeführt, wird nun durch dieses Gesetz bestätigt.
Ausgangspunkt ist das Jahr der Hidschra des Propheten von Mekke nach Medina, das ist das Jahr 622 AD. Frühlingsbeginn war in diesem Jahr am 18. März julianisch (21. März gregorianisch) um ca. 8:56 Uhr UT (mittlerer Zeit London). Dies entspricht 12:26 Uhr mittlerer Zeit Iran. Die Epoche des neuiranischen Kalender, der 1. Fawardin des Jahres 1, war demzufolge Freitag der 19. März 622 (julianisch). [ 61 ]

In Artikel 2 wir zudem die Jahreszählung nach dem 12jährigen innerasiatischen Tierzyklus für abgeschafft erklärt. Sie war überflüssig geworden. Durch die jetzt geltende Regelung war jedem Kalenderjahr eine eindeutige Jahrzahl zugeordnet.

Das Kalenderjahr

Die Bestimmungen des Gesetzes von 1925 sind bewusst sehr knapp gehalten: Der erste Tag des Jahres ist der Tag des Frühlingsanfangs, dem Kalenderjahr liegt das wahre Sonnenjahr zugrunde, so wie es schon immer war. Mehr muss nicht gesagt werden, die von der Reformkomission 1079 festgelegten Grundsätze gelten weiterhin unverändert. Die genaue Regelung des Kalenders ist keine Aufgabe der Gesetzgebung sondern der Wissenschaft. Zu berechnen war zuförderst der genaue Zeitpunkt des Frühlingsbeginns, jenes Augenblicks, in dem die Erde den Frühlingspunkt quert, auch für erfahrene Astronomen keine triviale Aufgabe. Wie bereits oben ausgeführt legen Astronomen ihren Berechnungen und Tabellen einen von Mittag bis Mittag währenden Tag zugrunde. Dieser "astronomische Tag" bestimmt bis heute den iranischen Jahresbeginn. Massgebend war früher die Zeit des Beobachtungsortes, in der Regel des jeweiligen Observatoriums. Heute beginnt auch im Iran der Tag um 0:00 Uhr also um Mitternacht. Daher muss die traditionelle Regel umformuliert werde: Der erste Tag des Jahres ist der Tag des astronomischen Frühlingsanfang, sofern diees Ereignis in die Zeit vor 12:00 Uhr mittags fällt. Fällt es hingegen auf oder nach 12:00 Uhr mittags ist Jahresbeginn (Nowruz) am folgende Tag. Noch klarer wird dies in folgender Formulierung: Der erste Tag des Jahre ist der Tag, an dem erstmals (nach einem vollen Jahr) die Sonne zur Mittagszeit wieder im Zeichen des Widder steht. Zugrunde zu legen ist die iranische Standartzeit, die seit der Einführung von mittleren Zeiten und von Zeitzonen bezogen wir auf eine östliche Länge von 52:30 Grad. Es ist dies die Mittlere Greenwich Time / UT plus 3.5 Stunden.

Exkurs: Uhrzeiten im Iran
In Persien wurde seit der Islamisierung die Zeit nach den Vorschriften des Islams bestimmt. Der Tag begann bei Sonnenuntergang, es gab also eine Vielzahl von Ortszeiten mit unterschiedlich langen Stunden, abhängig von der Lage des Ortes und der Jahreszeit. Astronomen rechneten den Tag von Mittag zu Mittag in gleichlangen Stunden, bezogen auf den Beobachtungsort.

Zur Zeit des Frühlingsanfangs beträgt der Unterschied zwischen zwischen der wahren Ortszeit und der mittleren Ortszeit rund sieben Minuten d. h. die Sonne kulminiert an diesem Tag gegen 12:07 Uhr wahrer Ortszeit.

Ab ca. 1932 wurde im Iran mittlere Zeiten eingeführt Die mittlere Zeit von Teheran wird bezogen auf 51:25 Grad Ost. Dies entspricht Mittlerer Zeit Greenwich plus 3:25:44 Stunden. Wann im Iran die heute gültige einheitliche Zonenzeit, die auf eine östliche Länge von 52:30 Grad (GMT / UT plus 3:30 Stunden) bezogen ist, eingeführt wurde, kann nicht gesagt werden. Vermutlich geschah dies erst nach Ende des 2. Weltkriegs.

Erstmalig im Jahr 1978 wurde eine Sommerzeit eingeführt. In den Jahren 1981 bis 1990 wurde sie ausgesetzt. In den Jahren 2006 und 2007 gab es ebenfalls keine Sommerzeit, eingeführt wurde sie wieder 2008. Die Sommerzeit beginnt am 2. Farwardin, Der 1. Farwardin 24:00 Uhr ist identisch mit dem 2. Farwardin 01:00 Uhr. Der 30. Schahriwar hat 25 Stunden. [ 62 ]

Da die Sommerzeit am Tag nach Nowruz beginnt, hat sie keine Auswirkung auf den Jahresanfang.

Die Monate

Die wohl augenfälligste Neuerung der Reform von 1925 war, wie es schon die dem Gesetz gegebene Überschrift zeigt, die Abschaffung der Tierkreiszeichen-Monate mit den wechselnden Monatslängen, wodurch die mühsame astronomische Berechnung der Monatsanfänge entfiel. Die alten persischen Monatsnamen, im Gesetz Farsi-Monate genannt, wurden wieder eingeführt. Eine absolute Neuheit war die im Gesetz festgelegte Anzahl der Tage in den einzelnen Monate. Um vom Frühlingspunkt bis zum Herbstpunkt zu gelangen braucht die Sonne 186 Tage und 10 Stunden, der Kalender sieht hier sechs Monate zu 31 Tagen, also 186 Tage vor. Vom Herbstpunkt bis zum Frühlingspunkt benötigt die Sonne 178 Tage und 20 Stunden, Der Kalender rechnet hier mit 179 Tagen, im Schaltjahr mit 180 Tagen. Wie man sieht, ist die Dauer der Monate einerseits dem Laufe der Sonne recht genau angepasst, andererseits ist diese Regelung klar und eindeutig, sie ist weder abhängig von astronomischen Berechnungen noch wirkt sie so willkürlich wie die Folge der Monatslängen beim abendländischen Kalender.

Hier noch einmal die iranischen Monatsnamen:

    Iran nach 1925     Iran vor 1925 (burdschi)    
 1  Farwadin  فروردين   1  Hamal  حمل     Barre  ﺑﺮﻩ   1    Widder
 2  Ordibehescht   ارديبهشت   2  Saur  ثور   Gaw  ﮔﺎﻭ   2  Stier
 3  Chordad  خرداد   3  Dschauza  جوزا   Dopaikar  ﺩﻭﭘﻴﻜﺮ   3  Zwillinge
 4  Tir  تير   4  Saratan  سرطان   Chartschang   ﺧﺮﭼﻨﮓ   4  Krebs
 5  Mordad  مرداد   5  Asad  اسد     Schir  ﺷﻴﺮ   5  Löwe
 6  Schahriwar  شهريور   6  Sonbule  سنبله   Chusche  ﺧﻮﺷﻪ   6  Jungfrau
 7  Mehr  مهر   7  Mizan  ميزان   Tarazu  ﺗﺮﺍﺯﻭ   7  Waage
 8  Aban  آبان   8  Aqrab  عقرب   Každom  ﻛﮋﺩﻡ   8  Skorpion
 9  Azar  آذر   9  Qaus  قوس   Kaman  ﻛﻤﺎﻥ   9  Schütze
10   Dei  دى  10  Dschadi  جدى   Bozgale  ﺑﺰﮔﺎﻠﻪ  10  Steinbock
11  Bahman  بهمن  11  Dalw  دلو   Dalw  ﺩﻟﻭ   11  Wassermann 
12  Esfand  اسفند  12  Hut  حوت   Mahi  ﻣﺎﻫﻰ  12  Fische

Die Jahreszählung ab Gründung der Monarchie

Mit Gesetz vom 24. Esfand 1354 h. š. (14. März 1975) wurde eine Jahreszählung ab Gründung der iranischen Monarchie eingeführt, die allerdings nicht nur beim Klerus sondern auch in weiten Kreisen der Bevölkerung auf erheblichen Widerstand stiess und sich nicht durchsetzen konnte. Sie beginnt im Jahre 559 vor Christus. Die Jahreszählungen hidschri schamsi und schahanschahi unterscheiden sich um 1180 Jahre, ansonsten sind diese beiden Kalender absolut identisch. Bereit am 5. Schahriwar 1357 (27. August 1978), also noch geraume Zeit vor der eigentlichen islamischen Revolution, beschloss die Regierung, wieder zur alten Jahreszählung zurückzukehren. (zu Umrechnung der Daten siehe hierzu auch die Umrechnungstabellen des neuiranischen Kalenders .)

Die islamische Republik Iran

Die islamische Republik übernahm die bestehende Zeitrechnung unverändert. In Artikel 17 der Verfassung heisst es lapidar: "Der offizielle Kalender des Landes nimmt als Ausgangspunkt die Hidschra des Propheten (s.). Sowohl der solare Kalender wie auch der islamische Mondkalender sind anerkannt, für staatliche Angelegenheiten gilt der solare Kalender. Freitag ist der offizielle wöchentliche Feiertag." [ 63 ]


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Schlussbemerkung

Die heutige iranische Zeitrechnung ist nicht anderes als eine Restauration des im 11. Jahrhundert von Sultan Dschelal ad-Din eingeführten Kalenders. Dieser wiederum kann betrachtet werden als eine Reform der altiranisch-zarostrischen Zeitrechnung, deren Ursprünge sich im Dunkel der Vorgeschichte verlieren.

Seit nahezu 1000 Jahren wird im Iran das Jahr rein astronomisch definiert. Dies bringt gewisse Probleme mit sich. Der häufig geäusserten Meinung, der iranische Kalender sei der genaueste der Welt, kann nur mit Vorbehalt zugestimmt werden. Naturgemäss ist ein astronomisch berechneter Kalender immer den Himmelsbewegungen angepasst, und er ist so genau, wie die Astronomen jeweils rechnen. Seit dem 20. Jahrhundert ist dies kein Problem mehr, ältere Daten sind jedoch nicht immer eindeutig zu bestimmen. Der Nachteil einer solchen Zeitrechnung ist jedenfalls, dass es immer einer wissenschaftlichen Institution bedarf, um Datierungen festzulegen. Im Iran ist dies das Institut für Geophysik der Universität Teheran.[ 64 ]

Aufgabe einer jeden Zeitrechnung sollte es sein, Daten klar und für jedermann nachvollziehbar zu definieren. Einen Kalender für Jahrtausende im Voraus zu berechnen ist für einen Historiker recht uninteressant. Wichtiger ist es, historisch überlieferte Daten eindeutig bestimmen zu können. Diese Vorgabe erfüllt der iranische Kalender nur sehr ungenügend.


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Anhang 1 : Schwierigkeiten in der Anwendung des Kalenders

Das Kalendergesetz von 1925 wurde bereits kurze Zeit nach seiner Verabschiedung durch das Parlament am 31. März im Ausland nachgedruckt. Bereits am 17 April veröffentlichte die Zeitschrift Habl ul matin (wörtlich: Das starke Seil) den persischen Text. Habl ul matin war eine einflussreiche persische Publikation, die der liberalen Opposition gegen das Qadscharenregim nahe stand. Sie war bereits 1893 in Kalkutta gegründet worden. Die in Paris erscheinende Revue du monde musulman brachte im Juli 1925 in einem Artikel, der überschrieben war mit "Le Réveil nationaliste ("Pehlevi") en Perse. (Analyses et extraits de presse persane, d´après le Hablulmatin de Calcutta)" eine französische Übersetzung des Gesetzestextes. [zum Text der Übersetzung]

Die grösste Unsicherheit bei vielen Fachleuten im Orient wie im Okzident war die Frage des Jahresbeginns. Mlt der Formulierung "Das "althergebrachte" (wörtlich: so wie es immer war) wahre Sonnenjahr" konnte kaum jemand etwas anfangen. Wie schon erwähnt ging der Gesetzgeber 1925 davon aus, dass die seit der Reform unter Sultan Dschelaleddin über die Jahrhunderte hinweg geltenden Regeln weiterhin anzuwenden seien und dass es nicht Aufgabe eines Parlaments sein kann, astronomische Berechnungen zu definieren.

Bereits 1927 geht der amerikanische Missionar Zwemer in seiner Zeitschrift "The Moslem World" [ 65 ] auf diese Frage ein. Er schreibt: "The Jelali era of the sultan Jalal al-Din Malikshah (1092) wich began the 15th of March 1079 (9 Ramadan 471). Each year starts with the astronomical Nauroz (New Year) at the entrance of the sun in the sign of the Ram (it is known that the constellation varies on account of the precession) on the Ispahan meridian, provided that the phenomenon take place before noon. The Jelal year began for example March 22nd, 1922 (the astronomical Nauroz, or New Year, took place at night at a quarter past one); 845 began March 22nd 1923, 864 started March 21st, 1924." Zwemer gewann viele Informationen während seiner Aufenthalte im Orient aus dem Gesprächen mit Leuten seiner Umgebung gewann. So zeigen seine Ausführungen vor allem, dass die Kenntnis über den Jahresbeginn in Persien verbreitet war und als selbstverständlich angesehen wurde. Die Beispiele für den Tag des Jahresbeginns sind korrekt, nicht aber die astronomische Angaben. 1922 war der astronomische Frühlingsbeginn am 21. März um 09:49 Uhr GMT (gleich 13:19 Uhr Iranian Standart Time IST, die es allerdings damals noch nicht gab), also ziemlich genau 12 Stunden früher als von Zwemer angegeben.

Der renommierte iranische Staatsmann und Wissenschaftler Seyyed Hasan Taqizadeh, dessen Arbeiten bereits mehrfach erwähnt und zitiert wurden, war 1925 Mitglied des Parlaments und arbeitete federführend mit an der Erstellung des Kalendergesetzes [ 66 ], seine Ansichten dürfen daher als authentische Quelle angesehen werden. Er schreibt nun eindeutig: "The year begins with the vernal equinox and the New Year's Day is always the day on the midday of which the sun will be in Aries for the first time since it has left that sign in the year just coming to a close."[ 67 ]

Trotz dieser Veröffentlichungen hatten Iranisten und Orientalisten im Westen häufig nur sehr vage Vorstellungen vom neuiranischen Kalender. So ist Walther Hinz der Meinung, das persische Jahr beginne "jeweils bei Eintritt der Sonne in das Zeichen des Widders, also am 21. (zuweilen auch erst am 22.) März (Frühlingsanfang)".[ 68 ] Er schient also von einem astronomisch fixierten Kalender anzunehmen, gibt aber keine weiteren Erläuterungen. A. K. S. Lambton geht von einem zyklisch fixiertem Kalender aus, in dem zwar jedes vierte Jahr ein Schaltjahr sei, dennoch aber der Jahresanfang auf den 20., 21., oder 22. März fallen könne.[ 69 ]

Zu einem wieder verschiedenem Ergebnis kommt man, wenn man die Wüstenfeld-Mahler´schen Vergleichungstabellen heranzieht. Dies Tabellen für den neupersische3n Kalender umfassen den Zeitraum von 1304 (1925/26) bis 1363 (1984/84) Auch diesen Tabellen zufolge ist jedes vierte Jahr ein Schaltjahr, beginnend mit dem Jahr 1306. Da diesen Tabellen zufolge das iranische Schaltjahr dem gregorianischen Schaltjahr um ein Jahr vorausgeht, liegt nach einem iranischen Schaltjahr der Jahresbeginn am 22. März. So soll zum Beispiel das iranische Jahr 1361, beginnend am 21. März 1982, ein Schaltjahr sein. Da dieses Jahr somit 366 Tage zählt, das gregorianische Doppeljahr 1982/83 jedoch keinen 29. Februar beinhaltet, endet dieses Jahr erst am 21. März. Jahresbeginn 1362 ist demnach der 22. März. Das folgende iranische Jahr 1362 hat nun nach den Tabellen 365 Tage, das gregorianische Jahr 1983/84 jedoch 366 Tage, so dass der Jahresanfang nun wieder auf den 21. März zurückspringt. In den Tabellen werden Jahre, die am 22. März beginnen durch " + " gekennzeichnet. Da auch das Jahr 1305, das erste Jahr der Tabelle, ein Kreuz trägt und somit am 22. März beginnt, ist zu vermuten, dass hier ein Sprung in der Schaltung, also ein fünfjähriges Schaltintervall gewesen sein muss.[ 70 ]

Bertold Spuler hat bei der Bearbeitung der Vergleichungstabellen eine Arbeit von Melvinger herangezogen. Melvinger schreibt zwar, "nous ne possédons malheuresement aucun renseignement sur le calcul des années bissextiles du calendrier moderne",[ 71 ] aus der dieser Arbeit beigefügten Tabelle geht jedoch klar hervor, dass auf das Schaltjahr 1304 (1925/26) das Schaltjahr 1309 folgte, hier also zwischen zwei Schaltjahren fünf Jahre lagen. Allerdings sind dann in der bis 1356 (1977/78) fortgeschriebenen Tabelle wiederum alle vier Jahre Schaltjahre.

Alle bisher aufgeführten Beschreibungen des modernen iranischen Sonnenkalenders haben eins gemein: sie stimmen nicht mit der im Iran geübten Praxis überein. Dies ist natürlich auch Bertold Spuler, dem Bearbeiter der Neuauflage dieser Tabellen, aufgefallen, der in dem Abschnitt "Gebrauchsanweisungen und Formeln" schreibt:

  Freilich hat auch dieser Kalender in der Praxis seine Tücken. Aus Ausschreibungen persischer Regierungsstellen, die stets das Sonnen-Higra = und das gregorianische Datum bringen, ergibt sich nämlich, dass die Perser selbst diesen Kalender nicht korrekt handhaben. Hektographiertem Material der Deutsch-Iranischen Handelskammer e. V., Hamburg 13, Mittelweg 151, entnehme ich folgende Gleichungen:
  1. Urdibihist 1338 SH = 21 April 1959 (nach "Army Engeneering Dept."): falsch 4. Day 1338 = 26. Dez. 1959 (nach Etelâ'ât) : korrekt 27. Dai 1338 = 17. Jan. 1960 (Poste der Téhéran): falsch
  (kann schon deshalb nicht stimmen, weil zwischen dem 4. und dem 27. Dai : 23 Tage, zwischen dem 26. Dez. und dem 17. Januar aber nur 22 Tage liegen).
  Weiter: 2. Bahman 1338 SH = 22. Jan. 1960 (so "Poste de Téhéran" 8. XII. 1959 in einer Ausschreibung des "Secretary of State of War"): falsch 2. Dai 1338 SH = 24. Dez. 1959: korrekt 7. Isfand 1338 SH = 26. Febr. 1960 : falsch; beides nach dem "Journal officiel".
  Der Fehler tritt also (ausser beim ersten Beispiel) vom 1. Januar 1960 an auf. Vermutlich hat ein amtlicher persischer Kalender für 1960 für die ersten beide Monate falsche Daten gegeben, die man unbesehen und schematisch übernahm, weil man auch in Persien (wie in den meisten übrigen islamischen Ländern) im bürgerlichen und Geschäftsleben de facto nach dem gregorianischen Kalender rechnet.
  Man verlasse sich also bei Doppeldatierungen auch persischer Amtsstellen auf das gregorianische, nicht auf das Sonnen = Higra =Datum![ 72 ]

Eines steht offensichtlich fest: Mit der Sorgfalt persischer Kalendermacher ist es nicht zum Besten bestellt. Der Schlussfolgerung, die Spuler aus den falschen Datierungen für das Jahr 1959/60 zieht, muss jedoch widersprochen werden. Im heutigen Iran ist der neuiranische Kalender für alle Belange des Alltags allein massgebend.[ 73 ] Nur im Verkehr mit dem Ausland findet der gregorianische Kalender Verwendung. Offensichtlich wird eben gerade auch beim gregorianischen Kalender im Iran nicht mit der notwendigen Sorgfalt gearbeitet. So liegt dem Verfasser ein im Iran gedruckter Kalender vor, der für das Jahr 1985 einen 29. Februar verzeichnet. Versucht man daher, den inneren Aufbau der heutigen iranischen Zeitrechnung durch Vergleiche iranischer und abendländischer Datierungen zu erkunden, so läuft man Gefahr, gleich doppelt Fehlern aufzusitzen. Sehr viel einfacher ist es, zu diesem Zweck banale und alltägliche Veröffentlichungen aus dem Iran heranzuziehen, zum Beispiel Tageszeitungen. Hier kann man sicher sein, dass die angegebene Datierung mit dem tatsächlichen Gebrauch übereinstimmt. Anhand des beigegebenen Wochentages lässt sich dann eindeutig der Jahresanfang bestimmen.[ 74]


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Anhang 2 : Mögliche Schaltzyklen im Sonnenkalender

Wenn ein Jahresanfang astronomisch bestimmt wird, kann es keine Schaltregel geben. Welches Jahr 365 Tage und welches Jahr 366 Tage hat, ergibt sich allein aus den Berechnungen der Sonnenbahn. Dennoch können Überlegungen über mögliche Schaltzyklen sinnvoll sein.
Die astronomische Berechnung des Äquinoktiums ist selbst für erfahrene Astronomen keine leichte Aufgabe. So wurden immer wieder versucht, mathematische Formeln zu entwicklen, mit deren Hilfe man die Schaltjahre leichter bestimmen kann. Verschiedene Lösungen sind hier in der Theorie denkbar: Die Länge des tropischen Jahres, also die Zeit, die die Sonne bei ihrem scheinbaren Lauf um die Erde benötigt, um vom Frühlingspunkt bis wiederum zu eben diesem Punkt zu gelangen, beträgt nach modernen Erkenntnissen 365 Tage, fünf Stunden, 48 Minuten und etwas mehr als 46 Sekunden (365d 5h 48m 46s). Eine erste Angleichung des Kalenderjahres an das astronomische Jahr, in persischen Quellen regelmässig bezeichnet als das wahre Sonnenjahr, erhält man, wenn man alle vier Jahre einen Schalttag einfügt. Dieses Kalenderjahr ist um ca. 11 Minuten zu lang. Daher muss man in gewissen Abständen anstelle eines vierjährigen Schaltintervalls ein fünfjähriges Schaltintervall verwenden, um diese Differenz auszugleichen. Ein recht gutes Ergebnis erhält man mit einem Zyklus von 33 Jahren, bei dem ein fünfjähriges Schaltintervall auf sieben vierjährige Intervalle folgt. Das Jahr dauert dann 365d 5h 49m 6s, ist als rund 20 Sekunden zu lang. Alternative wäre ein Zyklus von 29 Jahren mit 7 Schalttagen. Allerdings ist dann die Dauer des Kalenderjahres rund 71 Sekunden zu kurz. Eine Kombination beider Zyklen muss daher zu einem optimalen Ergebnis führen.

Würde man diese Abfolge der Schaltjahre so legen, dass im ersten Jahre der Frühlingsbeginn genau auf den Tagesanfang, also auf 12 Uhr mittags fällt, so käme man zu dem folgenden Schema (* bezeichnet ein Schaltjahr, dem ein fünfjähriges Schaltintervall folgt):
1. Zyklus: 0* 5 9 13 17 21 25
29* 34 38 42 46 50 54 58
63* 67 71 75 79 83 87 91
95* 100 104 108 112 116 120 124
2. Zyklus: 128* 133 usw.
Mit welchem Jahr man einen neuen Zyklus beginnen lässt, muss man selbstverständlich in jedem einzelnen Falle den astronomischen Gegebenheiten anpassen.

In den 128 Jahren eines Zyklus weicht die durchschnittliche Dauer des Kalenderjahres nur um rund eine Sekunde vom wahren Sonnenjahr ab. Die Kalenderrechner auf dieser Seite arbeiten ebenfalls mit diesem Algorithmus, da die zyklisch ermittelten Ergebnisse eher genauer sind als zeitgenössische astronomische Berechnungen. Vom 16. bis zum 20. Jahrhundert erreichten die Astronomen im Iran sicher nicht mehr das Niveau ihrer Kollegen des 11. oder 13 Jahrhunderts. Es ist unmöglich, im Nachhinein festzustellen in welchem Jahr der Jahresanfang wie berechnet wurde.

Irgendwann einmal wird die Sonne genau um 12 Uhr mittags den Frühlingspunkt queren. Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang das Jahr 1309 schamsi. Nach den Berechnungen des IMCCE war astronomischer Frühlingsbeginn am 21. März 1930 um 8:30 Uhr UT gleich 12:00 Uhr mittlerer iranischer Zonenzeit, nach dem Astronomieprogramm Skyplot 18 Sekunden vor 12 Uhr mittags heutiger iranischer Zonenzeit.[ 75 ] Man legte 1930 den Jahresanfang auf den 21. März. Die Gründe hierfür sind klar. Damals gab es in Persien weder eine Mittlere Zeit noch eine Zeitzone. An einem 21. März kulminiert die Sonne gegen 12:07 Uhr wahrer Ortszeit. Als Bezugsort wurde vermutlich Teheran gewählt. Der astronomische Frühlingsbeginn lag somit in jedem Fall rund 10 - 11 Minuten vor dem Höchststand der Sonne (siehe oben). Das Besondere war auch, dass die Jahre 1307 und 1308 überdurchschnittlich lang, das Jahr 1309 hingegen überdurchschnittlich kurz war. Dennoch gibt nicht nur die astronomische Berechnung, die 1930 sicherlich sehr genau war, sondern auch der auf einer zyklischen Berechnung beruhende Kalenderrechner das Datum korrekt wieder.

In den letzten Jahren und Jahrzehnten tauchten immer neue Vorschläge für noch bessere Kalenderzyklen auf. Das Vorgehen ist recht einfach. Man suche immer genauere Werte mit immer mehr Nachkommastellen für das durchschnittliche tropische Jahr und denke sich dann eine recht komplizierte Schaltfolge mit möglichst langer Dauer aus. Zyklen von 2820 bis über 4000 Jahren wurden veröffentlicht.

All diese Überlegungen haben jedoch einen grossen Nachteil: sie berücksichtigen nicht grundlegende naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Die einem Kalender zugrunde liegende Zeit muss immer an die Erdrotation gebunden sein, die aber stetig geringfügig langsamer wird. Vereinfachend gesagt: 12 Uhr mittag muss immer mittags sein, darf nicht in der Abendämmerung oder bei Sonnenaufgang liegen. Die Astronomen hingegen müssen mit einer gleichmässigen Zeit rechnen, früher war dies die Ephemeridenzeit, heute ist dies die Terrestrial Time (TT) und weitere dynamische Zeiten. All diese Zeiten sind abgekoppelt sind von der Erdumdrehung. [ 76 ] Die zyklischen Berechnungen des iranischen Kalenders gehen einerseits von einer gleichmässigen Zeit aus, andererseits kann die so wichtige Bestimmung des Mittags nur nach einer an die Erdrotation gebundenen Zeit erfolgen. Die Differenzen zwischen beiden Zeiten sind nicht unbedeutend. Rechnet man zurück auf das Jahr 1079 beträgt der Unterschied ca. eine halbe Stunde, rechnet man rund 2800 Jahre zurück, als auf das Jahr - 800, kommt man bereits auf einen Unterschied von ca. 6 Stunden, für das Jahr -4000 ist die Differenz bereits mehr als 30 Stunden. Es ist also recht sinnlos, sich Kalenderzyklen von mehreren tausend Jahren auszudenken, und dann zu glauben, diese seien besonders präzis. Berücksichtigt man die genannten Effekte nicht, wird sich bereits in kurzer Zeit eine nicht unbedeutende Abweichung des Zeitpunktes des Frühlingsbeginns von dem tatsächlichen Wert ergeben. [ 77 ]

Kein Jahr gleicht dem anderen. Die folgende Liste zeigt die tatsächliche Dauer des tropischen Jahres zur Zeit der Einführung des neuiranischen Kalenders [ 78 ]:

      hidschri      greg.       Dauer
       1300       1921/22    365 Tage  5 Stunden  58 Minuten
       1301       1922/23    365 Tage  5 Stunden  40 Minuten
       1302       1923/24    365 Tage  5 Stunden  51 Minuten
       1303       1924/25    365 Tage  5 Stunden  52 Minuten
       1304       1925/26    365 Tage  5 Stunden  49 Minuten
       1305       1926/27    365 Tage  5 Stunden  58 Minuten
       1306       1927/28    365 Tage  5 Stunden  45 Minuten
       1307       1928/29    365 Tage  5 Stunden  51 Minuten
       1308       1929/30    365 Tage  5 Stunden  55 Minuten
       1309       1930/31    365 Tage  5 Stunden  36 Minuten
       1310       1931/32    365 Tage  5 Stunden  48 Minuten

Da der gregorianische Kalender einen anderen Schaltzyklus hat als der iranische, verschieben sich beide Kalender laufend gegeneinander. Vor 1925 fiel innerhalb von vier Jahren das iranische Neujahr zweimal auf den 22. März und zweimal auf den 21. März. Das Jahr 1304 (1925/26) leitete ein fünfjähriges Schaltintervall ein, so dass ab 1309 innerhalb von vier Jahren Nowruz dreimal auf den 21. März und einmal auf den 22. März fiel. Der nächste Schaltsprung folgte auf das fünfjährige Intervall 1337 (1958/59) bis 1342 (1963/64). Bis 1375 (1996/97) war das iranische Neujahr immer am 21. März, um von da ab für 33 Jahre innerhalb von vier Jahren dreimal auf den 21. März und einmal auf den 20. März zu fallen. Es wird sich weiter verschieben und gegen Ende des 21. Jahrhunderts immer auf den 20. März zu liegen kommen. Im Jahre 2100 hat der gregorianische Kalender einen Schaltsprung, der bewirkt, dass ab 2100 Nowruz für einige Jahre wieder ständig am 21. März sein wird. Einen genauen Vergleich des iranischen und des gregorianischen Kalenders bieten die Umrechnungstafeln für den neuiranischen Kalender.

Jahresanfang am 22. März:  1926, 1927, 1931, 1935, 1939, 1943, 1947, 1955, 1959
Jahresanfang am 21. März:  1925, 1928, 1929, 1930, 1932, 1933, 1934, 1936, 1937, 1938, 1940, 1941, 1942, 1944, 1945, 1946, 1948, 1949, 1950 bis 1954,1956, 1957, 1958, 1960 bis 1995, 1997, 1998, 1999, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2009, 2010, 2011, 2013, 2014, 2015, 2017, 2018,
Jahresanfang am 20. März:  1996, 2000, 2004, 2008, 2012, 2016,


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Fussnoten

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[ 1 ↑ ] Hartner (1985), S. 738; vgl. auch Parker-Dubberstein (1956), S. 1
[ 2 ↑ ] Die lunisolaren Daten nach Parker-Dubberstein (1956)
[ 3 ↑ ] Dieser von Ginzel geprägte Ausdruck soll im folgenden durchgehend für diese Jahresform verwendet werden, im Gegensatz zum "Wandeljahr" von 365 Tagen, vg. Ginzel 1914, Bd. I, S. 69
[ 4 ↑ ] Ginzel a.a.O., S. 127, Anm. 1
[ 5 ↑ ] Ginzel a.a.O., S. 170
[ 6 ↑ ] Ginzel a.a.O., S. 171
[ 7 ↑ ] Ginzel, a.a.O. S. 312
[ 8 ↑ ] Taqizadeh (1938), S, 14
[ 9 ↑ ] Taqizadeh (1952), S 607; Hartner 1985, S. 750
[ 10 ↑ ] Biruni (1879), S. 13
[ 11 ↑ ] Biruni (1879)
[ 12 ↑ ] hrsg. 1954 -56 in Hydarabad, nicht im Original eingesehen
[ 13 ↑ ] Eine deutsche Übersetzung der wichtigsten Stellen der zaroastrischen Literatur, die sich auf den Kalender beziehen, findet sich bei Nyberg (1934). Englische Übersetzungen im Internet auf der Seite von http://www.avesta.org. Bei der englischen Fassung des Denkart dürfte es sich um jene Übersetzung handeln, die bei Nyberg (1934) als "wertlos" bezeichnet wird.
[ 14 ↑ ] ausführliche Beweisführung bei Blois (1996); vgl. hierzu auch den Artikel Zur Theorie des zaroastrischen Kalenders
[ 15 ↑ ] Biruni (1879), S. 52 - 54
[ 16 ↑ ] so Boyce (1983), S. 795. Sie geht noch von einem Jahr zu 360 Tagen aus. Nach den späten zaroastrischen Schriften hatte sich die Lage der Gahanbar leicht verändert.
[ 17 ↑ ] nach Nyberg (1934)
[ 18 ↑ ] Bickermann 1985, S 789)
[ 19 ↑ ] Biruni (1879), S. 54
[ 20 ↑ ] Blois (1996), S. 40
[ 21 ↑ ] so auch Abollahy (1988), S. 190 ff.
[ 22 ↑ ] nach Nyberg (1934), S. 39
[ 23 ↑ ] Taqizadeh (1938), S. 46
[ 24 ↑ ] Boyce (1970), S. 519; Dinkart V, 29
[ 25 ↑ ] vgl. hierzu z.B. Boyce 1970
[ 26 ↑ ] Blois (1969), S. 43, vgl. auch Encyclopaedia Iranica, IV, S. 283
[ 27 ↑ ] vgl. die Arbeiten von Boyce, die allerdings einen ganz anderen Schaltung ausgeht. Boyce (1970) geht auch ausführlich auf die Frage ein, wieso es unterschiedliche Daten für die Festtage gibt. So wird z. B. das Maidhyoschema-Fest teilweise auf den 10. Tir gelegt, in den religiösen Schriften hingegen auf den 11. Tag dieses Monats gesetzt. Vgl. Bundahischn, Kap. 25: "Vom Maidhyoschema-Fest ab, das auf den Tag Huar des Monats Tir im Schaltmonatskalender fällt..." (Übersetzung Nyberg 1934, S. 11)
[ 28 ↑ ] nach Biruni (1979), S. 199 - 219
[ 29 ↑ ] Taqizadeh (1937a), S. 918; Taqizadeh (1938), S. 50
[ 30 ↑ ] Hartner (1985), S. 770
[ 31 ↑ ] Kennedy (1968), S, 149
[ 32 ↑ ] vgl. EI 2, Artikel Ta'rikh EI, tarikh
[ 33 ↑ ] nach Taqizadeh (1937c), S. 604 bis in 20. Jahrhundert hinein
[ 34 ↑ ] Iskandar Beg Turkman: Tarih-e alam-araye abbasi; hrsg. von Iradsch Afschar, 2 Teheran 1350, Bd. II, S. 853
[ 35 ↑ ] Taqizadeh (1937a), S, 918; Taqizadeh (1937c), S. 604; Taqizadeh (1938), S. 50, jeweils ohne Quellenangabe]
[ 36 ↑ ] Abdollahy (1988), S. 263 setzt diese Reform in das Jahr 1090 Yazdegardi (gleich 1720 A.D.)
[ 37 ↑ ] sein voller Name lautet Sultan Dschelal ad-Daula Moizz ad-Din Abu 'l-Fath Malikschah
[ 38 ↑ ] Tsybulski (1979), S. 149 gibt fälschlicherweise den 16. März an.
[ 39 ↑ ] Taqizadeh (1937a), S 115; Abdollahy (1988), Tabelle 16, Seite 368. Nach Abdollahy lautet die Formel von Chazini (in moderner Schreibung) folgendermassen: x sei das gegebene Jahr. Man rechne dann: (x + 172) * 53 / 220. Ist der ganzzahlige Rest dieser Division kleine als 53 so handelt es sich um ein Schaltjahr.
[ 40 ↑ ] Abdollahy (1988) Tabelle 17, S. 369 ff. Abdollahy setzt sich auch intensiv mit einem Fehler bei Taqizadeh (1937a), S. 116 auseinander, der einen etwas anderen Zyklus angibt.
[ 41 ↑ ] Ginzel (1914), Bd. I, S. 301
[ 42 ↑ ] vgl. neben Ginzel a.a.O. auch Taqizadeh (1937a), S. 115
[ 43 ↑ ] So schreibt Ginzel: "Im allgemeinen kann man bei der alten Persern den Tagesbeginn mit Sonnenaufgang wohl voraussetzen, schon mit Rücksicht auf ihre Verehrung der Sonne und des Feuers, zweier Hauptelemente der mazdayasnischen Religion." Hierfür führt er eine Reihe von Belegstellen nicht nur aus dem Avesta sondern auch aus abendländischen Quellen an. Er ist sicher, dass dieser Tagesbeginn auch noch zur Seldschukenzeit üblich war. (Ginzel (1914), Bd. I, S. 288 und S. 300). Auch Abdollahy setzt sich ausführlich mit diesem Thema auseinander und kommt zu ähnlichen Ansichten (Abdollahy (1988), S. 33 ff).
[ 44 ↑ ] Abdollahy (1988), S. 305 mit Belegen aus Werken der genannten Astronomen (Anm.:29)
[ 45 ↑ ] Ginzel (1914), Bd. I, S. 300
[ 46 ↑ ] wobei er die gleichen Tabellen als Rechengrundlage zur Hilfe nimmt wie Ginzel. Taqizadeh (1937a), S. 117
[ 47 ↑ ] siehe hierzu auch den Artikel Die Akzeleration
[ 48 ↑ ] Taqizadeh (1937a), S. 116
[ 49 ↑ ] zitiert nach Ginzel (1914), Bd. I, S. 304
[ 50 ↑ ] Sayili (1960), S. 229; Abdollahy (1988), S. 329 - 330
[ 51 ↑ ] Abdollahy (1988), S. 52
[ 52 ↑ ] Abdollahy (1988), S. 305
[ 53 ↑ ] Quelle: Majlis_Melli_2.pdf....
[ 54 ↑ ] Für diese Arbeit wurden immer nur die in den Gesetzen selbst verwendeten Datierungen herangezogen. Im Inhaltsverzeichnis des Sammelbandes dieser beiden Sitzungsperioden erfolgen die Datumsangaben sowohl nach dem islamischen Kalender in Mondjahren wie auch nach dem Burdschi-Kalender in Sonnenjahren Hidschra. Dieser Druck stammt aus dem Jahr 1939, das Inhaltsverzeichnis wurde damals vom Herausgeber zusammengestellt. siehe: Majlis_Melli_2.pdf&page=412
[ 55 ↑ ] siehe: Majlis_Melli_3.pdf&page=15
[ 56 ↑ ] siehe: Majlis_Melli_3.pdf&page=14
[ 57 ↑ ] siehe z.B. ein Haushaltsgesetz für das Hundejahr 1301, verabschiedet am 3. Krebs 1301 (24. Juni 1922 ): Majlis_Melli_4.pdf&page=238
siehe:Majlis_Melli_4.pdf&page=252
[ 58 ↑ ] siehe:https://calendar.ut.ac.ir/Fa/CalBase/Solarbase.asp
[ 59 ↑ ] Tabelle nach Tsybulsky (1979), siehe auch die Tabelle: Monatsanfänge im Iran
[ 60 ↑ ] siehe:Majlis_Melli_5.pdf&page=238
[ 61 ↑ ] Der genaue Zeitpunkt des Frühlingsanfang war nach dem Rechenprogramm des IMCCE um 8:56 Uhr UT (https://promenade.imcce.fr/fr/pages4/439.html) , nach dem Astronomieprogramm Skyplot (https://www.calsky.com/cs.cgi ) um 8:58 Uhr UT. Der renommierte iranische Staatsmann und Wissenschaftler Seyyed Hasan Taqizadeh, dessen Arbeiten bereits mehrfach erwähnt und zitiert wurden, war 1925 Mitglied des Parlaments und arbeitete federführend mit an der Erstellung des Kalendergesetzes, seine Ansichten dürfen daher als authentische Quelle angesehen werden. Er schreibt nun eindeutig: "The year begins with the vernal equinox and the New Year's Day is always the day on the midday of which the sun will be in Aries for the first time since it has left that sign in the year just coming to a close." Taqizadeh führt dann weiter aus, der erste Tag dieser Zeitrechnung sei der 17. März 622 [Taqizadeh (1937a), S. 91] gewesen, eine Anschauung, die auch die übrigen Mitglieder der Kommission ihren Berechnungen zugrunde gelegt haben dürften.[Abdollahy (1988), S. 342]
[ 62 ↑ ] https://www.timeanddate.de
     Gesetz (persisch: https://fa.wikipedia.org/
      oder: https://fa.wikipedia.org/wiki/2
[ 63 ↑ ] siehe: Die Verfassung der islamischen Republik Iran (persisch Seite des Inenministeriums der IRI (persisch)
   es gibt zahlreiche Übersetzungen:
       Die Verfassung der islamischen Republik Iran) deutsch
    oder: The Constitution of Islamic Republic of Iran
    oder: The Constitution of Islamic Republic of Iran
    oder: The Constitution of Islamic Republic of Iran
[ 64 ↑ ] Offensichtlich gab es 2006 einmal Überlegungen bezüglich einer Kalenderreform, die aber dann im Sande verlaufen sind siehe: Steht eine Reform des iranischen Kalenders bevor?
[ 65 ↑ ] Zwemer (1927), S. 81 - 83:
[ 66 ↑ ] Abdollahy (1988), S. 343
[ 67 ↑ ] Taqizadeh (1937a), S. 916
[ 68 ↑ ] Hinz (1959), S. 229
[ 69 ↑ ] Lambton (1967), S. 255: "For civil purposes a solar year is in use. It begins with the 1st of Farvardin, which falls on the 20th, 21st or 22nd of March. ...Every forth year is a leap-year, in which Esfand has thirty days."
[ 70 ↑ ] Wüstenfeld-Mahler (1961), S. 47
[ 71 ↑ ] Melvinger (1959), S. 118
[ 72 ↑ ] Wüstenfeld-Mahler(1961), S 10*
[ 73 ↑ ] 1936 wurde sogar der Gebrauch des gregorianischen Kalenders in Zeitungen verboten, eine Anordnung der Regierung, die allerdings nicht sehr lange Bestand hatte. (Tsybulsky (1979), S. 152)
[ 74 ↑ ] Allerdings gilt auch dies nicht ohne Einschränkung. So trägt die am Dienstag den 27. Juni 1989 in München erschienene Süddeutsche Zeitung auf der Titelseite das Datum 26. Juni 1989.
[ 75 ↑ ] Quelle: IMCCE und (Skyplot )
[ 76 ↑ ] siehe den Artikel: Die Zeit
[ 77 ↑ ] siehe hierzu auch die Seite Akzeleration mit einem Programm zur Berechnung von Delta-T. Weitere Rechner für Delta-T auf der Seite von Robert Harry van Gent: Internetlink
[ 78 ↑ ] nach der Tabelle der Äquinoktien von Ivan Smith http://www.ns1763.ca/equinox/eqindex.html. Vergleiche hierzu auch M. Heydari-Malayeri: "A concise review of the Iranian calendar" http://aramis.obspm.fr/~heydari/divers/ir-cal-eng.pdf

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